Lokalen Quellen zufolge sollen in der Provinz Punjab innerhalb eines Jahres bis zu 700 Mädchen verschleppt worden sein. Meist handle es sich bei den Entführern um verheiratete Männer, sagte der Erzbischof. Die religiösen Gründe seien nicht die einzige Motivation für die Täter: "Es ist die Begierde. Die Männer denken: 'Sie sieht toll aus, und ich will sie.'" Da die Entführungen weiter zunähmen, hätten er und weitere Geistliche wiederholt die Polizei alarmiert, doch diese höre überhaupt nicht zu, beklagte Shaw.

Auch an die Regierung wandte sich der Erzbischof, wie er erzählte. So sei ein Treffen zwischen ihm und den Leitern der muslimischen und hinduistischen Gemeinden organisiert worden. Ein junger islamischer Gelehrter habe dabei die Entführungen kritisiert und gesagt, Zwangskonversionen seien nicht erlaubt.

Trotz dieser besorgniserregenden Entwicklung sieht Shaw die Entwicklung Pakistans insgesamt positiv: Die Regierung unter Premierminister Imran Khan setze sich sehr für Gleichheit ein. Das betreffe auch die religiösen Minderheiten. In Pakistan gehören laut Mitteilung etwa 96 Prozent der Bevölkerung dem Islam an, der auch Staatsreligion ist. Das Leben der Christen, die rund zwei Prozent ausmachten, unterliege starken Einschränkungen. Immer wieder komme es zu gewalttätigen Übergriffen.