Die Behörden in Moskau genehmigten nach Angaben der Opposition eine neue Kundgebung für freie Wahlen nicht. Der Kommunalpolitiker Andrej Morew veröffentlichte am Montagabend auf seiner Facebookseite ein entsprechendes Antwortschreiben aus dem Rathaus. Zur Begründung wird darauf verwiesen, dass die Antragsteller Fristen nicht eingehalten hätten.
Am vergangenen Samstag hatten Zehntausende Menschen an einer Demonstration in der russischen Hauptstadt für demokratische Wahlen und gegen Polizeigewalt teilgenommen. Einmal mehr kam es zu massenhaften Festnahmen.
"Annullieren Sie die Pseudowahlen, die für den 8. September angesetzt sind. Setzen Sie eine neue Abstimmung Ende des Herbstes an, und garantieren Sie die Teilnahme der Opposition", schrieb Jaschin in dem bei Twitter veröffentlichten Brief aus seiner Arrestzelle. Die Chefin der zentralen Wahlkommission, Ella Pamfilowa, hatte dagegen betont, dass Druck auf die Wahlkommission nicht akzeptabel sei. Die Oppositionskandidaten sind wegen Formfehlern nicht zugelassen.
Jaschin warf Pamfilowa mit Blick auf die Polizeigewalt gegen friedliche Demonstranten vor, sich mit "Banditen in Masken" gemein zu machen. Zuletzt war die Polizei wiederholt mit Gewalt gegen Demonstranten vorgegangen. An den drei vergangenen Wochenenden gab es in Moskau insgesamt mehr als 2400 Festnahmen. Am Montag beschwerte sich eine festgenommene Demonstrantin der Agentur Interfax zufolge beim Ermittlungskomitee über das harte Vorgehen der Polizei. Ein Polizist soll ihr in den Bauch geschlagen haben.
Unabhängige Medien bezeichneten die Aktion am vergangenen Samstag als beachtlich für einen Tag in den Augustferien und angesichts dessen, dass die Köpfe der Opposition als Organisatoren durch Haftstrafen ausgeschaltet sind. Dagegen taten Staatsmedien die Demonstration als Misserfolg ab. Sie stellten die Teilnehmer teils als verirrte Freunde der krisengeschüttelten Ukraine, Schwule und Lesben und vom Ausland finanzierte Oppositionelle hin.
Die Polizei hatte von 20.000 Teilnehmern gesprochen. In unabhängigen Moskauer Zeitungen war die Rede von 50.000 bis 60.000 Teilnehmern. An den Protesten nahmen auch prominente Intellektuelle aus Moskau, darunter Journalisten und Schriftsteller, teil. Bekannte Musiker und Blogger solidarisierten sich mit der Menge.
In der Zeitung "Wedomosti" widersprachen Experten Behauptungen der Staatspropaganda, dass kaum Moskauer unter den Protestierern gewesen seien. Es seien etwa 80 Prozent Teilnehmer aus Moskau und 17 Prozent aus dem Umland gewesen, hieß es unter Berufung auf eine Umfrage.
Das russische Parlament will sich in einer Woche mit den Protesten beschäftigen. Dabei soll es aber vielmehr um die Frage gehen, ob sich das Ausland in die inneren Angelegenheiten Russlands einmischt. Die "Tatsachen der Einmischung in innere Angelegenheiten in unserem Land" würden am 19. August im Unterhaus besprochen, sagte Duma-Präsident Wjatscheslaw Wolodin am Montag laut Nachrichtenagentur Tass. Das Außenministerium in Moskau hatte zuletzt den USA, aber auch Deutschland vorgeworfen, die Proteste zu unterstützen.