Der Sprecher bestritt Berichte, wonach die Rebellen sich zuletzt etwas zurückziehen mussten. Der Vormarsch habe sich lediglich verlangsamt, weil die Kämpfe nun in dicht bewohnten Stadtgebieten geführt würden.
Der im Osten des Bürgerkriegslandes herrschende General Haftar hat Anfang April eine Offensive gegen die Truppen der international anerkannten Regierung von Ministerpräsident Fayez al-Sarraj gestartet, die in den Außenbezirken von Tripolis ins Stocken geraten ist.
Mehr als 100.000 Menschen in Libyen warten einem Medienbericht zufolge auf die Abfahrt nach Italien. Das meldete die italienische Tageszeitung "La Stampa" unter Berufung auf Geheimdienstquellen. Der libysche Premier Fayez al-Serraj, dessen Regierung von den Vereinten Nationen unterstützt wird, hatte zuletzt von 800.000 möglichen Abfahrten gesprochen.
"Sollte die Offensive des libyschen Generals (Khalifa) Haftar gegen die Regierung in Tripolis zu einem offiziell von der UNO anerkannten Krieg werden, würde sich der Status der Menschen in Libyen ändern. Die italienische Regierung könnte sich nicht weigern, ihnen zu helfen", kommentierte das Blatt. Italien könnte die Politik der geschlossenen Häfen, die der rechte italienische Innenminister Matteo Salvini vorantreibt, nicht mehr verteidigen. Unter jene Migranten, die nach Europa kommen wollten, könnten sich viele Libyer mischen, so "La Stampa".
Trotz der eskalierenden Gewalt in Libyen ist die Anzahl der Migranten, die über das Mittelmeer nach Europa kommen, in den vergangenen Tagen nicht gestiegen. Das betonte der auch für italienische Häfen zuständige Verkehrsminister Danilo Toninelli am Dienstag bei einem Besuch im sizilianischen Hafen Augusta.
"Die Abfahrten aus Libyen nehmen trotz der aktuellen Entwicklungen nicht zu. Sollten mehr Migranten in Italien eintreffen, werden wir die Situation prüfen. Wir ändern jedoch unser Engagement gegen die Schlepperei nicht", sagte Toninelli von der regierenden Fünf-Sterne-Bewegung, und fügte hinzu: "Als EU-Mitgliedsstaat arbeiten wir für die Stabilisierung Libyens, einem Land, das andere Staaten destabilisiert hat, aus Gründen, die sie früher oder später erklären werden müssen."
Das Thema Libyen stand auch im Mittelpunkt eines Telefongesprächs zwischen US-Präsident Donald Trump und dem italienischen Premier Giuseppe Conte am Montagabend. Der italienische Regierungschef hatte sich zuletzt vor dem Parlament in Rom wegen der jüngsten Entwicklungen in Libyen besorgt gezeigt. Libyen war bisher vor allem Transitland für Migranten aus anderen afrikanischen Ländern auf dem Weg nach Europa.
Seit Beginn der Kämpfe in Libyen wurden der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge mehr als 250 Menschen getötet, über 1225 Menschen wurden verletzt. Der ölreiche Wüstenstaat ist seit dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 in rivalisierende Lager gespalten.