Bilder in den sozialen Netzwerken zeigten Rauchsäulen über dem Rollfeld. Nach Angaben von Flughafenvertretern wurde eine Landebahn beschädigt, Menschen kamen nicht zu Schaden. Passagiere seien aber in Panik geraten, berichteten Augenzeugen. Der Flughafen Mitiga ist der einzig verbliebene funktionierende Airport von Tripolis.
Insgesamt sind bei den erneuten Kämpfen um die libysche Hauptstadt seit Donnerstag bereits mindestens 49 Menschen getötet worden. Das mit der internationalen Einheitsregierung verbundene Gesundheitsministerium erhöhte die Zahl der Opfer seit Beginn der Offensive auf 35. Wie viele Zivilisten unter den Opfern sind, teilte das Ministerium allerdings nicht mit. Ein Sprecher der Richtung Tripolis marschierenden Truppen von General Khalifa Haftar hatte am Wochenende zudem von 14 getöteten Soldaten in den eigenen Reihen gesprochen.
Seit Donnerstag rückt die sogenannte "Libysche Nationalarmee" (LNA) von General Haftar auf Tripolis vor. Haftar gilt als mächtigster Gegenspieler von Ministerpräsident Fayez al-Sarraj. Dessen Regierung der nationalen Einheit in Tripolis wird international anerkannt. Das libysche Parlament hat seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2014 seinen Sitz im ostlibyschen Tobruk. Im Osten und Süden des Landes kontrolliert der mit dem Parlament verbundene General Haftar die größten Gebiete, darunter auch zahlreiche Ölförderanlagen. Er bezeichnet seinen Vormarsch als "Anti-Terror-Kampf".
Mit Blick auf die Rolle Haftars sagte Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ), dass für diesen das Sprichwort "Totgesagte leben länger" gelte. Haftar verfüge über sehr unterschiedliche Finanzierungsquellen und habe die politische und militärische Unterstützung Ägyptens. Er habe eine hierarchisch funktionierende Streitkraft, was in Libyen sonst fehle. Dagegen habe die anerkannte Regierung militärische Schwierigkeiten, so Kneissl beim EU-Außenministertreffen in Luxemburg. Ihrer Ansicht nach könnte die Offensive zu politischen Veränderungen führen. "Es ist vieles im Fluss", sagte sie. Italien und Frankreich seien mit der Region aufseiten der EU stärker verbunden.
Die Vereinten Nationen warnten unterdessen vor einer weiteren Eskalation der Situation. Die Zahl der Menschen, die vor der neuerlichen Gewalt nahe der Hauptstadt Tripolis fliehen, stieg laut UNO auf 3.400. Zudem sei eine nicht genau bezifferbare Zahl von Menschen von der Gewalt in ihren Wohngegenden umzingelt, sagte UNO-Sprecher Stephane Dujarric am Montag in New York.
Augenzeugen berichteten von Hamsterkäufen in der Hauptstadt Tripolis. Die Menschen fürchteten dauerhafte Kämpfe und deckten sich vor allem mit Treibstoff und Lebensmitteln ein. Die Kampfgeräusche waren am Montag in der ganzen Stadt zu hören. Kampfflugzeuge flogen über der Stadt, Maschinengewehrfeuer war zu hören, ebenso wie die Einschläge von Granaten und Bomben.
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sprach am Rande eines Außenministertreffens in Luxemburg von einer "zunehmend besorgniserregenden Situation". Am wichtigsten sei es nun, die vollständige Umsetzung der humanitären Waffenruhe zu ermöglichen, um Zivilisten und Verwundete aus der Stadt zu bringen. Zudem müsse jede erneute militärische Konfrontation und Eskalation vermieden werden, um wieder zu politischen Verhandlungen zurückzukehren. Die Vereinten Nationen hatten zuvor angekündigt, an einer für Mitte April geplanten Versöhnungskonferenz festzuhalten.
"Die Europäische Union wird vereint auf die Parteien und die regionalen Akteure zugehen, um in diese Richtung Druck auszuüben", sagte Mogherini. Es sei im Interesse aller Europäer, dass die derzeitige militärische Eskalation nicht in einen echten Bürgerkrieg münde. Mit den aktuellen Entwicklungen sei niemand glücklich, betonte die Italienerin.
Die Frage, ob die Situation in Libyen von Schlepperbanden ausgenutzt werden könnte, um wieder mehr Migranten auf gefährliche Bootsfahrten in Richtung Europa zu schicken, wollte Mogherini nicht beantworten. Um die Bedeutung Libyens als Transitland für Migranten sei es beim Außenministertreffen nicht gegangen, sagte sie. Die Libyer selbst verdienten Frieden, Stabilität und Sicherheit. In erster Linie deswegen beschäftige man sich mit dem Schicksal des Landes.
Die Hilfsorganisation äußerte indes Sorge über die Situation für die Zivilbevölkerung in Tripolis, aber auch für die in Libyen in den Internierungslagern "willkürlich festgehaltenen Migranten, Migrantinnen und Flüchtlinge". Selbst in relativ ruhigen Zeiten würden sie unter "gefährlichsten Bedingungen" festgehalten, mit "schwerwiegenden Folgen für ihre körperliche und geistige Gesundheit. Durch die Kämpfe hat sich ihre Situation weiter verschlechtert. Auch der Zugang von humanitären Organisationen wurde dadurch stark eingeschränkt", hieß es am Montag.