Wasnichtallessorauskommt eine umfangreiche Retrospektive. In über 300 Werken lässt sich die Entwicklung des künstlerischen Werks nachvollziehen – auch in Bezug zu den Wirkstätten Klinkans zwischen Judenburg, München und Antwerpen. Provokante Untertöne, Farbexplosionen und eine scheinbar naive Bildsprache prägen seine Werke. Zwischen Einflüssen aus der flämischen Kunst, Fabeln, Mythen und der Affinität zur Literatur schuf Klinkan ein bis heute beeindruckendes Œuvre.

„Alfred Klinkans Werk zeichnet sich durch eine starke Bildlichkeit und visuelle Explosionen aus. Zahlreiche Ideen aus dem Kosmos der Kunst und Literatur fanden Eingang in sein äußerst produktives Schaffen – er hinterließ mehrere tausend Werke, etwa 300 davon zeigen wir in dieser Ausstellung“, führt Kurator Günther Holler-Schuster aus.

„Neue Malerei“ als sinnlich-narratives Malerlebnis
Der 1994 verstorbene Alfred Klinkan wäre 2020 70 Jahre alt geworden. Er war ein künstlerischer Einzelgänger, gleichzeitig aber ein Vorreiter der „Neuen Malerei“ in Österreich, die er wesentlich mittrug. In den frühen 1970er-Jahren studierte er in Wien an der Akademie der bildenden Künste bei Josef Mikl und Wolfgang Hollegha und setzte damit auf Malerei, was in Zeiten der Performance-, Konzept- und beginnenden Medienkunst bereits anachronistisch anmutete. Wilfried Skreiner, damals Leiter der Neuen Galerie Graz, definierte zu Beginn der 1980er-Jahre einen inneren Kreis von jungen Künstlern – Siegfried Anzinger, Hubert Schmalix, Alois Mosbacher, Josef Kern, Erwin Bohatsch und Alfred Klinkan –, deren Kunst er als „Neue Malerei“ bezeichnete. Das sinnlich-narrative, nahezu unbeschwerte Malerlebnis dieser Generation wurde von der Rezeption als Gegenkraft zur als objektfeindlich und ausschließlich von der Idee des Kunstwerks getragenen Konzeptkunst verstanden.

Günther Holler-Schuster (Kurator), Hedwig Klinkan (Witwe des Künstlers), Alexia Getzinger (kaufmännische Direktorin des UMJ) und Peter Peer (Leiter der Neuen Galerie Graz)
Günther Holler-Schuster (Kurator), Hedwig Klinkan (Witwe des Künstlers), Alexia Getzinger (kaufmännische Direktorin des UMJ) und Peter Peer (Leiter der Neuen Galerie Graz) © Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Werkvielfalt und Inspirationsquellen
„Das Ziel dieser Ausstellung ist es, den Künstler Alfred Klinkan plastisch zu machen – nicht nur seine Kunst sichtbar, sondern auch den Menschen dahinter spürbar werden zu lassen“, so Günther Holler-Schuster. In etwa 300 Werken wird ein Bogen von Klinkans Frühwerk – vielfach literarisch beeinflusste Experimente, geprägt durch die konkrete bzw. visuelle Poesie („Wiener Gruppe“ um H. C. Artmann und Konrad Bayer) – über seine psychedelisch anmutenden Farbexplosionen der frühen 1980er-Jahre bis hin zu monumentalen Werken in Anlehnung an flämische Genre-Malerei („Low-Life“) gespannt. Seine Inspiration zog der Maler im Wesentlichen aus der Märchenwelt seiner Kindheit, aus Fabeln, Mythen, hermetischer, okkulter, esoterischer Literatur und im Frühwerk verstärkt aus dem Volksmund (Karlauer, Witze, Sinnsprüche, Klosprüche, Slogans aus der Werbung), aber auch aus den Gemälden des Künstlers Adriaen Brouwer und anderer wie Dürer, Bruegel, etc. Brouwers Werke aus dem 17. Jh. eröffnen Blicke auf raue Szenen des Bauernlebens in Schenken und Kellern – für Klinkan ein besonderes Soziotop.

Wasnichtallessorauskommt vereint populäre Werke Alfred Klinkans mit selten bis gar nicht gezeigten Arbeiten. Sie stammen aus dem Nachlass des Künstlers, institutionellen wie privaten Sammlungen aus Österreich und Antwerpen. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der Freunde und Wegbegleiter Klinkans zu Wort kommen lässt, Texte und Aufzeichnungen des Künstlers zugänglich macht sowie Einblicke in vertiefende Kontexte rund um das vielfältige Werk Alfred Klinkans gibt.