Pro

Ja, meint Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft. Die Windkraft werde das Klima nicht im Alleingang retten, sei aber ein entscheidender Baustein. Alle Bundesländer sollten dabei mitziehen.

Die Windkraft allein kann das Klima nicht retten. Dafür muss eine ganze Reihe von Maßnahmen umgesetzt werden. Wir müssen schleunigst raus aus Erdöl, Erdgas und Kohle. Wir werden unsere Häuser dämmen, unsere Mobilität umstellen und die Industrie elektrifizieren. Wir werden deutlich effizienter werden und beginnen, größere Mengen Energie einzusparen. Und wir werden die erneuerbaren Energien ausbauen müssen, wo es nur geht.

Da aber ist die Windkraft ein ganz entscheidender Baustein. Wir brauchen die Windkraft für die Stromversorgung im Winter. Dann nämlich liefert sie zwei Drittel ihrer Jahresstromerzeugung und ergänzt sich daher optimal mit Wasserkraft und Fotovoltaik, die zu anderen Jahreszeiten ihre Stärken ausspielen. Ein erneuerbares Energiesystem in Österreich ist auf die Windkraft angewiesen. Und die heimische Wirtschaft braucht die sichere erneuerbare Energieversorgung, um noch wettbewerbsfähig zu sein. Jene Regionen, die Windstrom & Co intensiv nutzen, werden einen deutlichen Wettbewerbsvorteil haben. Die Rettung des Klimas gelingt nicht nur, aber auch mit Windkraft.

Die neue deutsche Regierung hat sich als Ziel gesetzt, zwei Prozent der Landesfläche für Windparks zu nutzen. Auf Österreich umgelegt haben Berechnungen ergeben, dass auf zwei Prozent der Landesfläche 83 Terawattstunden Windstrom erzeugt werden könnten – eine Strommenge, die größer ist als der gesamte (!) jährliche Stromverbrauch Österreichs und gleich groß wie die gesamte Energiemenge des in Österreich genutzten russischen Gases. Und wichtig auch zu wissen: 99 Prozent der Fläche eines Windparks bleiben für die Landwirtschaft nutzbar. Die Windkraft zählt zu den umweltfreundlichsten Stromerzeugungstechnologien, die wir haben, und kann besonders naturverträglich ausgebaut werden.

Wegen der Invasion in der Ukraine steht Russland auf der schwarzen Liste der Europäischen Union. Nach den finanziellen Sanktionen wird auch ein Importverbot für russisches Gas diskutiert. Der zügige und vor allem rasch umsetzbare Ausbau der Windkraft kann auch die Abhängigkeit von Gasimporten nachhaltig reduzieren.

Dafür ist es aber notwendig, dass alle Bundesländer ihre Potenziale an Windenergie ausschöpfen. Die windreichen östlichen Bundesländer werden mehr Windstrom erzeugen, als sie selbst verbrauchen. Und die südlichen und westlichen Bundesländer werden ihre großen, bisher ungenutzten Windkraftpotenziale erschließen und Erdgas durch Windstrom ersetzen. Bis 2030 werden in den westlichen Bundesländern 250 Windräder errichtet sein und dann für 600.000 Haushalte sauberen Strom erzeugen.

Stefan Moidl ist seit dem Jahr 2010 Geschäftsführer der IG Windkraft, des Branchen-verbands der Betreiber von Windkraftanlagen in Österreich. Der studierte Biologe war lange für den WWF tätig und leitete danach ein Technisches Büro
Stefan Moidl ist seit dem Jahr 2010 Geschäftsführer der IG Windkraft, des Branchen-verbands der Betreiber von Windkraftanlagen in Österreich. Der studierte Biologe war lange für den WWF tätig und leitete danach ein Technisches Büro © IG Windkraft/Astrid Knie

Kontra

Für Arnold Riebenbauer, den Präsidenten der ARGE der alpinen Vereine Kärntens, sind die schweren Eingriffe in die Natur auch wirtschaftlich nicht zu rechtfertigen, Windräder in sensibler Bergwelt daher abzulehnen.

Die Frage, ob Windkraft das Klima retten kann, ist jedenfalls mit Nein zu beantworten. Nicht alles, was der Umwelt zu nützen scheint, ist auch naturverträglich.

Dies trifft insbesondere auf Windenergie im Bergland der Steiermark und Kärntens zu, wo im Gegensatz zum Burgenland und zu Niederösterreich eben nur auf Bergspitzen und -graten genug Wind vorherrscht.

Das bedeutet aber, dass bis zu 300 Tonnen schwere Generatoren und bis zu 80 Meter lange Rotorenflügel auf Bergspitzen transportiert werden müssen, um die bis zu 240 (!!) Meter hohen Masten zu montieren. Im Vergleich dazu nimmt sich der Stephansdom mit 154 Metern geradezu bescheiden aus.

Zum Transport dieser Riesen braucht es schwerlasttaugliche Straßen mit entsprechenden Radien und Rangierflächen von einigen Tausend Quadratmetern pro Windrad. Das alles muss in die sensible Bergwelt gesprengt und geschoben werden. 3000 Tonnen Beton und 180 Tonnen Stahl pro Fundament müssen angeliefert werden, um nach 15 bis 25 Jahren als Industrieruinen und versiegelte Flächen belassen oder mit enormem finanziellem Aufwand – den niemand bereit ist zu tragen – rückgebaut zu werden.

Dazu kommen Lärm, Befeuerung in der Nacht, Tötung von orientierungslos gewordenen Fledermäusen und Vögeln (zwischen 150.000 und 200.000 jährlich in Deutschland). Das Öl der Generatoren (bis zu 1000 Liter) muss regelmäßig gewechselt werden und kontaminiert das darunter befindliche Erdreich, da selbst nach Herstellerangaben mit mindestens einem Ölschaden pro Laufzeit und Anlage zu rechnen ist.

Dass mit der Errichtung Tier- und seltene Pflanzenarten verdrängt bzw. zerstört werden, sei hier nur am Rande erwähnt.

Demgegenüber schaut der ökonomische Gewinn wie folgt aus: Man muss dazu wissen, Windräder erbringen durchschnittlich nur 20 Prozent Leistung, sie drehen sich also nur an 66 Tagen von 365 mit Volllast. Mit rund 1300 Windrädern beträgt der Anteil Österreichs an dessen Gesamtenergieaufkommen lächerliche 1,7 Prozent.

Selbst wenn man dies – wie im neuen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) vorgesehen – verdoppeln würde, würde sich daher das Aufkommen lediglich auf 3,4 Prozent erhöhen. Sogar in den windreicheren Flachgebieten Deutschlands sind von den insgesamt 30.000 Windanlagen durchschnittlich nur 30 Prozent in Betrieb.

Daher braucht jede Windanlage „Schattenkraftwerke“ aus Wasser-, Kohle- , Atomenergie oder Erdgas, um den natürlichen Ausfall zu kompensieren. Derartige Eingriffe in die Natur sind, das wird deutlich sichtbar, auch aus wirtschaftlicher Sicht nicht zu rechtfertigen.

Arnold Riebenbauer war im Zivilberuf Richter und lange Zeit Milizoffizier beim Bundesheer. Derzeit steht er der ARGE der alpinen Vereine Kärntens mit rund 55.000 Mitgliedern vor und führt den Alpenverein Spittal als Obmann
Arnold Riebenbauer war im Zivilberuf Richter und lange Zeit Milizoffizier beim Bundesheer. Derzeit steht er der ARGE der alpinen Vereine Kärntens mit rund 55.000 Mitgliedern vor und führt den Alpenverein Spittal als Obmann © KK