Ein Fotoalbum. Außen rot, innen ein halbes Leben in Schwarz-Weiß und Farbe: zwei Blondschöpfe beim Schaukeln, in kurzen Spielhosen mit Kinderfahrrad, mit Scheibtruhen, mit kleiner Schwester, dem großen Bruder ... Und auf einem Foto – aufgenommen Anfang der Siebzigerjahre? – sind sie alle drauf: neun Geschwister, eine Frau. Die keines dieser Kinder zur Welt gebracht hat und trotzdem für alle zur Mutti geworden ist.

Das Haus, in dem Karl Samer (54) aufwuchs, trug ihren Namen: „Haus Suppan“, rechts vor dem Schloss. Auf den alten Fotos ist da und dort ein Stück Fassade des 60er-Jahre-Baus zu sehen – heute ist es nicht mehr wiederzuerkennen: Alle Familienhäuser im SOS-Kinderdorf in Stübing sind vor wenigen Jahren generalsaniert und erweitert worden.