Die Sache wurde am 26. April 2002 fixiert: Damals beschloss die Politik, dass der Grazer Fotograf Manfred Willmann mit dem Goldenen Ehrenzeichen der Stadt Graz ausgezeichnet werden wird. Knapp 17 Jahre später will Willmann von dieser Ehre nichts mehr wissen - und gibt seine Auszeichnung zurück.

Grund ist ein weiterer Beschluss: Diese Woche hat der Stadtsenat weitere Ehrungen fixiert- unter anderem an Musiker Andreas Gabalier. An diesem Entschluss stößt sich Staatspreisträger Willmann nun. Gegenüber der Austria Presse Agentur (APA) sprach er in Bezug auf Gabalier von "Kommerzialismus und Volksverdummung".

"Ich mag ihn nicht"

Aber der Reihe nach: Willmann, der auch Herausgeber der Fotografie- und Kunstzeitschrift "Camera Austria" ist, hat sein Ehrenzeichen "in Würdigung meiner künstlerischen Arbeit wie auch meines Einsatzes für die zeitgenössische Fotokultur" erhalten, wie er betont. Wegen dem Volks-Rock-'n'-Roller verzichte er nun freiwillig auf die Ehre: "Ich mag ihn nicht", sagte der Künstler am Samstag zur APA.

Manfred Willmann wurde auch mit dem "Staatspreis für Fotografie" ausgezeichnet
Manfred Willmann wurde auch mit dem "Staatspreis für Fotografie" ausgezeichnet © Atelier Heimo Binder

"Diesen Kommerzialismus und diese Volksverdummung unterstütze ich nicht, das hat mit Volkskunst nichts zu tun", legte Willmann nach. "Aus dem Anlass der aktuellen Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens fühle ich mich verpflichtet, diese Auszeichnung jetzt zurückzulegen."

An der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens an Gabalier wird das freilich nichts ändern. Noch am Samstag reagierte man im Büro von Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP). Die Vergabe sei fix, man habe sie im Stadtsenat mehrheitlich beschlossen. Neben der Volkspartei stimmte auch die FPÖ für Gabalier. KPÖ und Grüne waren dagegen.

So reagiert Andreas Gabalier

Unterdessen hat sich Andreas Gabalier mit einem Live-Video aus Berlin gemeldet - und wendet sich direkt an "Sigi Nagl": Er sei derzeit viel im Tonstudio und mehr oder weniger von der Außenwelt abgeschnitten. Daher habe er erst am Samstag von der Ehre aus Graz erfahren: "Die Freude meinerseits ist enorm", sagt er.  Er habe es mit Herz und Einsatz ganz nach oben geschafft. "Man singt in den größten Stadien, die der deutschsprachige Raum zu finden hat und hat das steirische Lebensgefühl immer ein bisschen hinausgetragen."

Er habe Touristen in die Steiermark gebracht und sei Wirtschaftstreibender, fährt Gabalier fort: "Man nimmt sicherlich auch ein bisschen den Verlauf der Trachtenindustrie auf seine Schulter", sagt der Grazer Musiker, der auch betonte nach wie vor in der Heimat seine Steuern zu zahlen. Auf die Kritik und den aktuellen Fall von Willmann ging Gabalier nicht ein. Stattdessen bedankte er sich am Ende des Videos herzlich. Er freue sich auf sein 10-jähriges Bühnenjubiläum, das er am ausverkauften Bauernbundball am 1. März in Graz geben wird.

Weitere Preisträger in Graz

Auch daran zeigt sich, dass der selbsternannte "Volks-Rock-'n'-Roller" weiterhin umstritten ist. Erst letztes Wochenende wurde ihm trotz heftiger Kritik der Karl-Valentin-Orden der Münchner Faschingsgesellschaft Narrhalla verliehen. Die Gilde wurde daraufhin vom schwulen Rosenmontagsball in München ausgeladen, weil sich Gabalier, wie es heißt, "in der Vergangenheit wiederholt homophob geäußert" habe.

Abseits von Gabalier war man sich in der Politik übrigens einig: Die Schauspielerin Aglaia Szyszkowitz, die Fotografen Christian Jungwirth und Peter Melbinger sowie der Unternehmer Helmut Neukam erhalten ebenfalls das Ehrenzeichen in Gold. Diese Beschlüsse fielen einstimmig.