Die gestrige Aussendung der EBU (Dachverband der Europäischen Rundfunkunion) ist mehr als eine Beschwichtigung. Dem Wettsingen in Israel steht nichts im Wege. Wie berichtet, hat ein Konflikt zwischen dem zuständigen Sender Kan und der israelischen Regierung über die Übernahme der Kosten des Song Contests 2019 zu Spekulationen geführt, ob kurzfristig Deutschland, Schweden oder Österreich als Gastgeber einspringen müssten.

Dass ein Gewinnerland aus Kostengründen auf die Abhaltung des ESC verzichtet, wäre kein Novum. So verzichtete Monaco nach seinem Sieg mit „Un banc, un arbre, une rue“ (Séverine) auf den ESC 1972, Großbritannien sprang ein. Israel gab beim zweiten Sieg in Folge (1979 mit „Hallelujah“ von Gali Atari & Milk and Honey nach "A-ba-ni-bi" von Yizhar Cohen) an die Niederlande ab. Gestern wurde allerdings bestätigt, dass aus Israel fristgerecht zwölf Millionen Euro als Sicherheit bei der EBU hinterlegt werden.
Laut EBU gehe die Zusammenarbeit mit Kan sehr gut voran; derzeit prüfe man, welche Stadt in Israel der beste ESC-Austragungsort sei. Wohl Tel Aviv, glaubt man den Auguren! Im September werde man jedenfalls die Stadt und die genauen Termine verkünden. "Jedes Jahr müssen finanzielle Garantien gegenüber der EBU gegeben werden, bevor Pläne erstellt werden und die Austragungsstadt (...) bekannt gegeben wird", wird in einer Mitteilung festgehalten.

Kan nimmt das Geld für die Sicherheit vorerst aus dem Budget für das Jahr 2019. Der junge Sender erwarte, dass die Regierung die Verantwortung für die grundlegende Finanzierung der Veranstaltung übernehme, teilte eine Sprecherin mit. Das Finanzministerium äußerte sich noch nicht dazu.

Sollte Israel im Fall der Fälle tatsächlich auf die Ausrichtung des 64. ESC verzichten, müsste also ein anderes Land einspringen - und da wurde eben, wie vorhin erwähnt, auch immer wieder Österreich genannt. Beim ORF zeigt man sich auf APA-Anfrage allerdings zurückhaltend. "Es gibt keine Gespräche dazu", stellt man am Küniglberg klar. Sollte sich die Frage irgendwann tatsächlich stellen, wäre für den Sender allenfalls eine Kosten-Übernahmegarantie durch Israel oder die Europäische Rundfunkunion (EBU) Voraussetzung für Gespräche - was man selbst für eher unwahrscheinlich hält.

Indes beschied ESC-Fachmann Irving Wolther im Gespräch mit der dpa, dass im Fall des Scheiterns einer ESC-Austragung in Israel nur wenige Länder als Alternative infrage kämen - darunter Deutschland, Schweden oder eben Österreich dank der rezenten Erfahrungen in der Abhaltung des Megaevents. "Jedenfalls ginge der ESC nicht nach Zypern", ist sich der Kulturwissenschafter, der über den ESC promoviert hat, sicher. Die israelische Sängerin Netta hatte heuer in Lissabon mit "Toy" gewonnen, Zypern schaffte mit "Fuego" (ein Bühnen-Flächenbrand von Eleni Foureira) Rang zwei vor Österreichs Cesàr Sampson.