Am Frauenberg bei Leibnitz wurde eine Opferstätte entdeckt, die "herausragend für ganz Mitteleuropa" ist, erklärte Kuratorin Barbara Porod am Donnerstag. Also entschloss man sich zu einer Sonderausstellung, die sich mit der Bedeutung rituellen Schlachtens beschäftigt, und die auch passend auch zum Jahresthema des Universalmuseums Joanneum, das heuer "Tiere" lautet, angesetzt wurde.
Um die psychologischen, historischen und sozialogischen Aspekte aufzuzeigen, werden unter anderem die Knochenfunde ausgestellt, die eine Ahnung davon geben, wie viele Tiere geopfert wurden. Bei den Exponaten fällt auf, dass immer wieder die gleiche Art Knochen gefunden wurde: "Es gibt kaum Langknochen oder Rippen, denn bei der Opferung bekam jeder sein Fleischpaket mit nach Hause", erläuterte Porod den praktischen Hintergrund einer Tieropferung.
Anhand von zwei Filmen werden die drastischen Seiten des Schlachtens aufgezeigt: Ein Streifen von Max Paller aus dem Jahr 1974 zeigt die Arbeitsweise am Schlachthof St. Marx in Wien, während Max Wegscheidler eigens für die Ausstellung einen Film drehte. Ein halber Stier wurde angekauft und wird vor der Kamera fachgerecht zerlegt - den Schluss soll das Essen des Fleisches bei der Ausstellungseröffnung bilden. Ein Schüttbild von Hermann Nitsch von einer Aktion 1980 in Florenz ist ebenfalls zu sehen: "Man kann in Österreich nur glaubhaft über Tieropfer sprechen, wenn man auf Nitsch Bezug nimmt", war die Kuratorin überzeugt.
Am Tag der offenen Tür am 23. Juni haben Besucher die Möglichkeit, selbst kleine Opfertiere aus Salzteig herzustellen, außerdem gibt es ein spezielles Programm für Schulklassen und Kinder.