Eigentlich hätte die Wahlkarte im Briefkasten liegen sollen. Stattdessen war da ein gelber Zettel. Weil Wahlkarten per RSa-Brief verschickt werden, dürfen sie nur persönlich übergeben werden. Der Briefträger läutet also an, bringt die Wahlkarte zur Wohnungstür, bekommt dafür eine Unterschrift. So läuft es normalerweise. Doch diesmal fehlte das Läuten.

Wir wissen das, weil ganz sicher jemand zu Hause war, als der Briefträger kam. Im Homeoffice wegen eines Verdachtsfalls im Unternehmen, schon eine Woche lang, weil der Verdachtsfall noch auf das Testteam wartet. Aber das ist eine andere Geschichte. Im Umfeld häufen sich die Erzählungen: Nicht persönlich übergebene Wahlkarten, weil niemand anläutet. Oder, weil der Zusteller nach dem Anläuten sah, dass das Haus keinen Lift hatte, und ein gelber Zettel im Briefkasten weniger Mühe macht als die Stiegen in den vierten Stock hoch zu steigen.

Kann man's ihm verübeln? Der Wahlkartenrekord wirkt sich unmittelbar auf die Post aus. Mehr als 240.000 Wahlkarten wurden bereits ausgestellt, im Rathaus rechnet man mit bis zu 400.000. Sie müsse gerade fünfhundert Wahlkarten an einem Tag scannen, erzählt die Dame am Postamt. Als man endlich, regendurchtränkt, vor ihr steht. Denn das Phänomen der kommunizierenden Gefäße entfaltet seine Wirkung: Wer im Wahlsprengel nicht anstehen möchte, muss das vor der Post tun.

Bis 7. Oktober können Sie noch online eine Wahlkarte beantragen. Bis 9. Oktober, 12:00 Uhr, persönlich im zuständigen Wahlreferat. Dort können Sie die ausgefüllte (und unterschriebene!) Wahlkarte auch gleich abgeben. Das geht vermutlich schneller, als im Regen vor der Post Schlange zu stehen.