34,43 % betrug der Frauenanteil im Nationalrat nach der letzten Wahl. Damit liegt Österreich noch hinter Mazedonien, Mosambik, Schweden, Nicaragua, Mexiko, Bolivien und Äthiopien. Diese Aufzählung ließe sich noch lange fortführen. Um die Zahl nach oben zu korrigieren, böte sich eigentlich die Listenaufstellung an, doch die wenigsten Parteien nutzen dies offensiv.

Unsere Recherchen zeigen, dass besonders die Neos und die FPÖ einen deutlichen Nachholbedarf bei der Beteiligung von Frauen haben. Auf der steirischen Landesliste und den Regionallisten beträgt die Frauenquote der Neos lediglich 20 % und liegt damit sogar noch unter dem aktuellen Frauenanteil im Parlament. Die FPÖ liegt mit 24 % nur unwesentlich höher als die Liberalen.

Anton Tropper, Landesgeschäftsführer der NEOS Steiermark, sieht in einer gesetzlich verpflichtenden Frauenquote nicht die Lösung für das Frauenproblem der steirischen NEOS. Seine Partei setze eher auf Fortbildungen und spezielle Angebote für Frauen. Man müsse „die Barrieren im Kopf abbauen“, sagt er im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Als Erfolg führt er an, dass seine Partei es auch ohne Quote schon jetzt auf 50% Frauen im Nationalrat bringe.

ÖVP, SPÖ, KPÖ und Grüne sprechen sich offiziell für die Einführung einer verpflichtenden Frauenquote aus. Auf ihren Landeslisten haben jedoch nur die ÖVP, die SPÖ und die Grünen konsequent quotiert und die Hälfte der Listenplätze an Frauen vergeben. 

Trotz Reißverschlussprinzip auf den Listen beträgt der Frauenanteil der ÖVP im Nationalrat nur etwas über ein Drittel. Ein Grund dafür ist, dass Frauen bei allen Parteien deutlich seltener auf den ersten Plätzen der Landes- und Regionalparteilisten sind. Das ist auch in der Steiermark nicht anders. Nur knapp 20 % der erstplatzierten Steirer sind Frauen. 

Wir haben ein Gedankenexperiment durchgeführt: Wenn das Ergebnis der Nationalratswahl gleich wäre wie 2017, wie viel mehr Frauen würden dann für die Parteien einziehen? Dafür haben wir bei den Pressesprechern nachgehakt. Es sind wenig Verbesserungen zu vermerken: Die SPÖ würde mit einer Frau weniger in den Nationalrat einziehen, die Liste Jetzt mit einer weiblichen Abgeordneten mehr und bei den NEOS bliebe alles gleich.

ÖVP und FPÖ gaben an keine Auskunft geben zu können. Die ÖVP erklärt per Email: „Wie viele und welche Abgeordnete am Ende für die Volkspartei ins Parlament einziehen, entscheiden die Wählerinnen und Wähler am 29. September. Die Volkspartei ist eine breite Bewegung – das spiegelt sich auch in den Kandidatenlisten wider. Ziel ist es natürlich, eine ausgewogene Vertretung der österreichischen Bevölkerung im Nationalrat sicherzustellen.“ Einen numerischen Wert könne man leider nicht angeben.

Auch in Sachen Bildung unterscheiden sich die Listen stark. Am längsten die Schul- oder eher Universitätsbank drückten die Kandidaten der steirischen Liste Jetzt: 60 % ihrer Kandidaten haben einen universitären Abschluss. Anders als ihr Spitzenkandidat Sebastian Kurz haben auch in der ÖVP mehr als die Hälfte der Nationalratsanwärter studiert.
Das geringste Akademikerniveau aller Parteien hat mit großem Abstand die KPÖ. Nur 16 % können sich hier mit einem akademischen Titel schmücken. Bald dahinter kommt die FPÖ mit einem Wert 29 %. 

Die Akademikerquote ist, ähnlich wie die Frauenquote, seit Konstitution des Nationalrats deutlich gestiegen. Genau die Hälfte aller Abgeordneten hat die Universität erfolgreich abgeschlossen. Damit liegt die Quote der Akademiker im Parlament deutlich höher als in der restlichen Bevölkerung: 2018 zeigte eine Studie der OECD, dass in Österreich 32 % der Bevölkerung studiert haben. Auch hier gilt es für die Parteien zu prüfen, wie sie mehr Arbeiter in den Nationalrat bringen können. 

Deutlich unter dem Frauenanteil in der österreichischen Gesellschaft liegt die Frauenquote im Parlament mit aktuell immer noch nur 37,16 %. Das auch noch im Jahr 2019.

Der durchschnittliche steirische Politiker ist männlich, hat nicht studiert und ist 44 Jahre alt. Auf allen Listen liegt der Schnitt zwischen Mitte und Ende 40. Nur die Neos tanzen aus der Reihe und haben deutlich mehr Kinder der 80er- als der 70er-Jahre in ihren Reihen. Das Durchschnittsalter bei den Neos-Kandidaten beträgt 33 Jahre und liegt damit mehr als zehn Jahre unter der SPÖ und der Liste Jetzt. In Sachen Alter gibt es jedoch gute Nachrichten: Der Großteil der Parteien hat dieses Jahr deutlich mehr Jüngere auf aussichtsreichen Plätzen.