Wahlkampf und Klimadebatte befeuern Diskussionen nun auch um das Pendlerpauschale. "Im ländlichen Raum machen weite Arbeitswege erhebliche Kosten aus. Deshalb darf man Klimaschutzmaßnahmen aber nicht auf die lange Bank schieben", sagt der Steuerexperte des Verkehrsclubs Österreich, Markus Gansterer. "Zwei Drittel aller Pendler haben durchschnittlich nur 15 Kilometer Arbeitsweg und der Großteil verdient auch gut." An die beiden obersten Einkommensquartile würden 38 beziehungsweise 32 Prozent des ausgezahlten Pendlerpauschales fließen.

"Für die Pendlerinnen und Pendler muss es Anreize geben, umweltschonend zur Arbeit zu fahren. Wer öffentliche Verkehrsmittel verwendet, soll dafür mit dem großen Pendlerpauschale belohnt werden", wirft nun SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner ein neues Wahlkampfthema in den Ring.

Absetzbetrag statt Freibetrag

„Derzeit ist das Pendlerpauschale sozial nicht treffsicher. Ein Manager mit monatlich 8000 Euro brutto Gehalt erhält für eine 25-Kilometer-Fahrt mit dem SUV 408 Euro im Jahr gutgeschrieben, eine Arbeitnehmerin mit Kind und monatlich nur 1800 Euro brutto, die mit öffentlichem Verkehrsmittel fährt, bekommt hingegen nur 234 Euro", rechnete sie gestern bei ihrer Wahlkampftour durch Kärnten im Gespräch mit der Kleinen Zeitung vor.
"Das ist unfair, weil Menschen mit höherem Einkommen auf gleicher Strecke das Doppelte bekommen. Das Pendlerpauschale soll daher von einem Steuerfreibetrag in einen Absatzbetrag umgewandelt werden", fordert die SPÖ-Chefin.

Rund eine Million Pendler haben in Österreich Anspruch. Auf das kleine Pauschale, wenn öffentliche Verkehrsmittel vorhanden sind, auf das große Pauschale, wenn es keine vernünftige Verbindung zur Arbeit mit den Öffis gibt. "Jeder soll das klimafreundliche Verkehrsmittel gleich und so einfach wie möglich wählen können", so Rendi-Wagner. Wer öffentlichen Verkehr nutze, solle statt dem kleinen Pendlerpauschale automatische das große bekommen – "als Klimabonus." Die Basis wäre ein Sockelbetrag von 200 Euro für die ersten 20 Kilometer. Darüber "ein Absetzbetrag, der direkt von der Steuerschuld abgezogen wird und damit eins zu eins in die Brieftaschen der Pendlerinnen und Pendler fließt".

150 Millionen Euro Mehrkosten

Derzeit kostet das Pendlerpauschale 600 Millionen Euro, laut Rendi-Wagner würden die Mehrkosten 150 Millionen betragen. Zugleich will sie den öffentlichen Verkehr ausbauen bei günstigen Jahrestickets. 365- Euro-Netzkarte im Bundesland, das Doppelte für drei Länder, das Dreifache bundesweit. Wer zahlt? "Beim derzeit erwarteten Potenzial von 50.000 verkauften Tickets würde das den Staat rund 100 Millionen Euro im Jahr kosten. Viel mehr – rund 6,6 Milliarden Euro – drohen uns für Versäumnisse in der Klimaschutzpolitik als Strafzahlung an die EU." Von CO2-Schnitzelsteuer auf Fleisch hält sie nichts: "Es ist sozial nicht fair, mit dem grünen Zeigefinger die Verantwortung für klimafreundliches Leben allein auf Bürger abzuwälzen."