Die Liste Jetzt befindet sich weiter in Turbulenzen. Denn die beiden Klubchefs Bruno Rossmann und Wolfgang Zinggl sowie der Abgeordnete Alfred Noll liefern nach Präsentation der Kandidatenliste keine Unterschriften für das neuerliche Antreten der Partei bei der Nationalratswahl.

Klubchefs gegen eigenen Klub

Damit tritt der einmalige Fall ein, dass Klubchefs die Wiederkandidatur des eigenen Klubs nicht unterstützen. Als Grund geben die drei Verweigerer in einer Aussendung an, dass ohnehin schon Listengründer Peter Pilz, die Abgeordnete Daniela Holzinger-Vogtenhuber und der freie Ex-Grüne und -Türkise Efgani Dönmez ihre Unterstützungserklärung für "Jetzt" abgegeben hätten. Damit ist das Antreten ohne das Sammeln von Unterschriften gesichert.

"Eine Gruppe von Streithanseln"

Pilz selbst hatte zuvor im Ö1-Morgenjournal am Montag auf die internen Streitereien Bezug genommen. Gefragt, warum er so schlechte Umfragewerte habe, sagte er: "Wenn die qualifiziertesten Leute der Welt den Eindruck erwecken, dass sie eine Gruppe von Streithanseln sind, dann kriegen sie nicht jene Unterstützung, die sie verdienen." Seine Truppe müsse nun "die Menschen davon überzeugen, dass wir wichtig sind. Das nennt man Wahlkampf."

Die Bilanz der bisherigen Arbeit halte er dennoch für gut: "Es waren holprige, aber auch erfolgreiche eineinhalb Jahre." So habe seine Liste etwa "den Fall Eurofighter weitgehend geklärt" und die Valorisierung des Pflegegeldes durchgesetzt. "Und hätten wir nicht den Misstrauensantrag gegen die Regierung vorbereitet und die anderen überzeugt, dann würde Kurz jetzt das Bundeskanzleramt für den Wahlkampf missbrauchen."

Warnung vor "totaler Orbanisierung"

Das neuerliche Antreten seiner Gruppe zur Nationalratswahl begründet Pilz freilich auf sehr eigenartige Weise: Es gehe schon jetzt um den Ausgang der übernächsten Wahl. Ohne seine eigene Liste drohe nämlich ab Herbst 2019 eine "türkis-grün-pinke Regierung", und wenn dann die FPÖ "als einzige Opposition" übrig bleibe, dann könne sie beim übernächsten Mal womöglich auf 35 Prozent kommen. Pilz: "Dann haben wir einen Rechtsblock mit Verfassungsmehrheit, und dann beginnt die totale Orbanisierung Österreichs." Bemerkenswert an diesem Szenario: Die SPÖ kommt in dieser Erzählung gar nicht mehr vor.