FPÖ-Chef Norbert Hofer würde die Fortsetzung der nach "Ibizagate" geplatzten ÖVP-FPÖ-Koalition nach der Neuwahl durchaus gefallen. Rot-Blau "wird sich rechnerisch nicht ausgehen", davor - wie es ÖVP-Chef Sebastian Kurz tut - zu warnen, sei "unredlich", sagte er im Puls4-Sommergespräch, das derzeit (Mittwoch abend) ausgestrahlt wird. "Wirklich offen" sei die politische Zukunft Heinz-Christian Straches.

Zu Strache: "Fünf Tore und rote Karte"

Die Entscheidung, ob der wegen des Ibiza-Videos zurückgetretene Strache nächstes Jahr bei der Wien-Wahl Spitzenkandidat wird, müsse nach der Aufklärung "rund um das Video" getroffen werden. Aber es gebe "nichts, wo ich gesagt hätte 'Nein, es ist in Zukunft überhaupt nichts möglich", sagte Hofer. Zu Straches aktueller Lage fand Hofer folgenden Vergleich: "Auch wenn jemand fünf Tore schießt: Wenn er die rote Karte bekommt, ist er halt draußen." Und weiter: "Wenn ich das Ibiza-Video sehe, dann bin ich schon sehr verärgert. Weil diese Dinge alle nicht stattgefunden haben und auch nicht stattfinden sollen."

In der Frage der nächsten Regierung geht er davon aus, dass die ÖVP mit den NEOS oder vielleicht den Grünen zusammengeht, wenn es solche Mehrheiten gibt. Andernfalls wäre eine Dreiervariante wohl "sehr wackelig", Schwarz-Rot schwer vorstellbar - aber ÖVP und FPÖ könnten "versuchen, den guten Weg, den man begonnen hat, wieder fortzusetzen".

"Nicht mit KPÖ-Leuten"

Sehr entschieden trat Hofer dem Vorhalt entgegen, er hätte sich als Minister "am rechten Rand" der Partei stehende Mitarbeiter (wie Rene Schimanek oder Herwig Götschober) ins Kabinett geholt. Natürlich habe er die Posten nicht mit Leuten "aus der KPÖ" besetzt. Keiner der Genannten sei verurteilt oder angeklagt worden, es würden "Dinge in den Raum gestellt" - und "da müssen sich Menschen jahrzehntelang mit alten Fotos herumschlagen, weil sie mit irgendwem auf einem Foto waren", antwortete er recht scharf. Und wies entschieden zurück, dass der NS-Luftwaffenoffizier Walter Nowotny ein "Naziheld" gewesen sei: Dieser sei "Kampfflieger im Zweiten Weltkrieg" gewesen, und er, Hofer, würde gerne sehen, wie jene wirklich gehandelt hätten, die heute sagen, sie hätten damals desertiert.

"Nazikeule"

Hofer beklagte, dass "bei jeder Wahl die Nazikeule ausgepackt" werde - um sich dann aber vom Nationalsozialismus zu distanzieren: "Das war eine fürchterliche Zeit, diese Menschen waren Bestien, Hitler war ein Wahnsinniger und eine Bestie", sagte Hofer, man müsse "alles tun, damit so etwas nicht mehr passiert". Einer Person vorzuwerfen, sie wäre ein Nazi sei "die schlimmste Beleidigung", die man einem Menschen antun könne. Denn "das waren Massenmörder", legte er nach.