Der designierte FPÖ-Obmann Norbert Hofer wird am Donnerstag seinen wegen des Ibiza-Videos zurückgetretenen Vorgänger Heinz-Christian Strache treffen. Dabei soll es um die mögliche Annahme von Straches EU-Mandat gehen. "Ich habe das Gefühl, dass er für sich eine Entscheidung getroffen hat", sagte Hofer bei Armin Wolf in der ZiB 2. Er habe den Eindruck, "dass er (Strache, Anm.) eher dazu tendiert, das Mandat nicht anzunehmen."

Und wenn er es doch mache, fragte Armin Wolf? "Strache würde Teil der FPÖ-Fraktion sein", antwortete Hofer.

"Abraten", das Mandat anzunehmen, "werde ich nicht", erklärte Hofer. 

"Am Ende des Tages", räumte Hofer allerdings ein, solle die FPÖ Ende September ein gutes Wahlergebnis erreichen.

Und fügte in der Causa Strache an, bei einem Menschen gehe es nicht nur um Momentaufnahmen: "Es muss die Lebensleistung auch beurteilt werden."

Auf Armin Wolfs Einwurf: "Herr Strache kann dieses Video abliefern und trotzdem Teil ihrer Bewegung sein?", erklärte Hofer: "Ich bin kein Unmensch."

Dass Strache nicht als Privatperson, sondern als Parteiobmann der FPÖ eine russische Investorin auf Ibiza getroffen habe, um mit ihr quasi den Ausverkauf Österreichs zu besprechen, bringt Hofer zu der Aussage: "Das ist nicht okay, aber alles das ist nicht passiert." Trotzdem könne Strache Mitglied der FPÖ sein. Und Hofer wiederholte, er könne das Leben eines Menschen nicht beurteilen, aufgrund eines siebenstündigen Video-Materials.

Auf Armin Wolfs Frage, ob Strache bei der Wiener Landtagswahl als Spitzenkandidat der FPÖ denkbar sei, sagte Hofer, er könne nicht sagen, was in ein paar Jahren sein werde.

Bundeswahlbehörde

Wie die Kleine Zeitung auf Nachfrage im Innenministerium in Erfahrung bringen konnte, hat die Bundeswahlbehörde per Verlautbarung Heinz-Christian Strache das EU-Mandat zuerkannt. Petra Steger, die auf Platz drei kandidierte, bleibt damit auf der Strecke. Wegen der Vorzugsstimmen wurde der letztplatzierte Ex-FPÖ-Chef  an eine wählbare Stelle vorgereiht. Das ist allerdings ein reiner Formalakt, Strache kann immer noch auf das Mandat verzichten.

Strache hatte bei der EU-Wahl fast 45.000 Vorzugsstimmen erhalten und hat damit Anrecht auf eines der drei FPÖ-Mandate. Der über das Ibiza-Video gestolperte frühere Vizekanzler hat bisher offen gelassen, ob er das Mandat annimmt. Zieht er bis zur Konstituierung des EU-Parlaments am 2. Juli nicht aktiv zurück, hat er das Mandat automatisch angenommen.