Im Bemühen ihre Regierungsfähigkeit unter Beweis zu stellen, verzichtet die FPÖ auf alte Traditionen. So tragen die 51 Mandatare der Freiheitlichen bei der heutigen Angelobung im Nationalrat nicht wie gewohnt die umstrittene blaue Kornblume. Stattdessen schmückt ein Edelweiß die blauen Abgeordneten. Dies stehe für "Mut, Tapferkeit und Liebe", erklärte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.

Zuletzt trugen die FPÖ-Abgeordneten die Kornblume bei der Angelobung im Jahr 2013. Schon seit dem 19. Jahrhundert gilt diese als deutschnationales Zeichen. Umstritten ist sie vor allem aber deshalb, weil die Kornblume vor 1938 als geheimes Erkennungszeichen der illegalen Nationalsozialisten galt. Diese Verbindung wurde von der FPÖ stets bestritten. Die Farbe der Partei gehe auf die Kornblume zurück, diese sei zudem die "Europablume" und ein "Symbol für die bürgerliche Freiheitsbewegung", hieß es.

Trotzdem lässt man sie in diesem Jahr weg. Vize-Parteichef Norbert Hofer hatte schon im Präsidentschaftswahlkampf 2016 dafür plädiert, künftig auf das Symbol der Kornblume verzichten zu wollen. "Ich bin dafür, dass man das bleiben lässt, damit man nicht immer wieder dasselbe erklären muss", hatte er im Interview mit der "Kleinen Zeitung" erklärt. Denn sonst müsse man "das bei jeder Wahl erklären, obwohl auch Prinz Charles die Kornblume trägt" und sie schon lange vor den illegalen Nazis getragen worden sei. ORF-Moderator Armin Wolf ist der Geschichte der Kornblume im Jahr 2016 einmal näher nachgegangen. 

Strache einstimmig Klubobmann

Die Mandatare der Freiheitlichen haben Mittwochabend ihren Parteichef Heinz-Christian Strache einstimmig zum Klubobmann gewählt. Norbert Hofer soll wie bisher Dritter Nationalratspräsident bleiben, bestätigte Strache. Zu seinen Stellvertretern als Klubvorsitzender wurden Herbert Kickl, Harald Stefan, Dagmar Belakowitsch und Walter Rosenkranz bestimmt. Die FPÖ wird in der kommenden Legislaturperiode mit 51 Mandataren im Nationalrat vertreten sein. Bisher waren es 38. Strache kündigte zudem an, die Vorschläge von ÖVP und SPÖ für die Nationalratspräsidenten anzunehmen. "Im Gegenzug erwarte ich mir umgekehrt, dass man unseren Vorschlag akzeptiert."

Sollte die FPÖ eine Koalition mit der ÖVP bilden und Strache in die Regierung wechseln, wird dieser den Klubvorsitz freilich nicht behalten. Wer nachrücken könnte, wollte er aber noch nicht sagen. Derartige Spekulationen seien in der derzeitigen Situation "unredlich".