Friedlich und so gut wie ohne Zwischenfälle ist die Kundgebung von kurdischen und linken Aktivisten am Samstag in Wien verlaufen. "Es gab wenig bis keine Vorfälle", hieß es vonseiten der Polizei gegenüber der APA. Demnach nahmen rund 450 Personen an der Kundgebung am Columbusplatz in Favoriten und dem anschließenden Marsch Richtung türkische Botschaft in Wieden teil. Auf einem der Transparente war zu lesen: "Freiheit für alle politische Gefangenen! Kein Kniefall vor dem Diktator Erdogan". Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan war darauf mit Hitler-Bart abgebildet.

Auf einem Transparent der Antifa stand: "Gemeinsam gegen Faschismus". Neben Fahnen der Antifa wurden beispielsweise Flaggen der YPJ getragen. Die YPJ sind die Frauenkampfverbände der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), einer bewaffneten Kurden-Miliz in Syrien.

Indes wurde der türkische Botschafter in Österreich, Ozan Ceyhun, wegen der jüngsten, gewaltsamen Auseinandersetzungen für Montag ins Außenministerium zum Gespräch einbestellt. Das meldet der "Kurier" in seiner Sonntags-Ausgabe.

Bundeskanzler Sebastian Kurz wird vom "Kurier" mit den Worten zitiert: "Wir werden es nicht zulassen, dass Konflikte von der Türkei nach Österreich hineingetragen und auf unseren Straßen gewaltsam ausgetragen werden." Es sei "wichtig, hier eine "Politik der Nulltoleranz auszuüben". Derart hatte sich davor schon Innenminister Karl Nehammer geäußert. Demnach kündigte der Kanzler außerdem verstärkte Polizeikontrollen an "neuralgischen Punkten" in Wien und anderen Städten an.

Nachdem es in den vergangenen Tagen in Wien-Favoriten wiederholt zu Auseinandersetzungen gekommen ist, herrschte vor einer Demo von Kurden am Samstag erhöhte Wachsamkeit bei der Polizei. Solche Aktionen kurdischer Demonstranten und linker Aktivisten waren zuletzt von türkischen Gruppen gestört worden.

Am Freitagabend, etwa zwischen 18.00 und 21.00 Uhr, begleitete die Polizei ungefähr 500 Demo-Teilnehmer Richtung Hauptbahnhof und versuchte damit, ein Aufeinandertreffen mit türkischen Gruppierungen zu verhindern. Trotz mehrerer Verletzter sei der Einsatz aus polizeilicher Sicht "erfolgreich" verlaufen, berichtete ein Polizeisprecher am Samstag. Störversuche und auch ein direktes Aufeinandertreffen der rivalisierenden Gruppierungen konnten von mehreren hundert Polizistinnen und Polizisten - teilweise unter Waffengebrauch und unter Anwendung von Körperkraft - unterbunden werden, hieß es weiter.

Drei Festnahmen

Insgesamt kam es laut Polizei zu drei Festnahmen. Ein 34-jähriger österreichischer Staatsbürger hatte aus der kurdischen Demonstration heraus versucht, eine Amtshandlung zu unterbinden, in dem er die Einsatzkräfte attackierte. Er wurde vorläufig festgenommen und in weiterer Folge auf freiem Fuß angezeigt. Zwei weitere Männer attackierten Beamte in einer Sperrkette und wurden ebenfalls vor Ort festgenommen.

Sowohl von den kurdischen Demonstranten als auch von den türkischen Gegendemonstranten, unter denen sich auch Mitglieder der faschistischen türkischen Gruppierung "Graue Wölfe" befunden haben sollen, wurde die Polizei mit pyrotechnischen Gegenständen, Flaschen und anderen Gegenständen beworfen. Durch den Knall eines Böllers erlitten fünf Einsatzkräfte einen Tinnitus, ein Polizist wurde von einer Flasche an der Schulter getroffen und ebenfalls leicht verletzt.

Für die Demonstration am Samstagabend herrscht daher erhöhte Aufmerksamkeit bei der Polizei. Auf Twitter rief die Antifa dazu auf, erneut auf die Straße zu gehen, um ab 17.30 Uhr am Columbusplatz an einer "Großdemonstration gegen die aktuellen Aggressionen türkisch-nationalistischer und islamistischer Gruppen" teilzunehmen.