Deftige verbale Untergriffe sind das Markenzeichen der Fernseh-Talkshow "Chez Krömer" im deutschen Sender RBB. Insofern ist es fast logisch, dass sich der stets schlagfertige Moderator Kurt Krömer irgendwann den Ex-FPÖ-Chef und früheren Vizekanzler aus Österreich als Gast aussuchen würde. Heinz-Christian Strache willigte ein - und erweist sich in der 30 Minuten langen Sendung, die am Dienstagabend ausgestrahlt wird, als durchaus ebenbürtiger Partner.

Denn die beiden schenken sich nichts: Krömer nennt Strache nahezu pausenlos einen Rechtsextremisten und Nazi. Der Gast wiederum heißt den Gastgeber einen Stalinisten, der "neurotisch, asozial und in Stasi-Manier" mit Verleumdungen um sich werfe.

Inhaltlich geht es natürlich ums Ibiza-Video und Straches Spesenaffäre, aber auch ums Verhältnis zu Jörg Haider und  zu Herbert Kickl sowie um "Wehrsportübungen" und Ausländerpolitik. Dabei verlegt sich Strache auf die schon bekannte Pose: Er sei zwar ein Mensch mit vielen Fehlern, doch das Ibiza-Video in voller Länge belege, dass er "nie korrupt und nie käuflich" gewesen sei. In dem Video gehe es um "Gerüchte, die sich offensichtlich bei anderen Parteien bestätigen", spielt er auf die Inseraten- und Spendenvorwürfe im ÖVP-Umfeld an. Zudem deutet er an, Sebastian Kurz könne schon 2017 von der Causa Ibiza gewusst haben.

Ibiza-Vorwürfe "falsch"

Die Ibiza-Vorwürfe seien falsch, die Kronenzeitung zum Beispiel habe Strache gar nicht "verscherbeln" können, da sie ihm ja nicht gehörte. Man habe ihm eine Falle gestellt, er sei "Zielperson" gewesen, zum Glück habe er das "Attentat" wenigstens überlebt. Zur berühmten Passage, in der er unliebsame Journalisten "zack, zack, zack abservieren" will, räumt er immerhin ein: "Da hatte ich schon einen an der Krone." Zu den FPÖ-Spesen-Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sagt er: "Ich freue mich auf die Aufarbeitung dieser falschen Vorwürfe."

In seiner Jugend habe er sich zwar "in einer rechtsextremistischen Szene bewegt", konzediert Strache, er sei aber "kein Nazi" gewesen, zumal er weder Sozialist noch Extremist sei. Als er sogar beteuert, kein Problem mit Menschen zu haben, "ganz gleich, woher sie kommen", kontert Krömer nicht unwitzig: "Sind Sie denn wirklich Strache, oder haben wir uns an der Klingel geirrt?"

Er lebe derzeit von "Entwicklungsprojekten", sagt der Ex-Vizekanzler. Leider fragt Krömer da nicht genauer nach. Gefragt nach einem politischen Comeback antwortet Strache: "Sag niemals nie."

Das vom RBB mit Untertiteln ausgestrahlte Video ist allerdings mit vielen Fehlern gespickt, sodass man es eher in die Rubrik Fiktion einordnen muss. Schon zu Beginn stellt Krömer den Gast als "HANS-Christian Strache" vor. Dann folgen Hörprobleme: Straches gesprochene Antworten werden in fehlerhafte Untertitel übersetzt. Den Satz: "In seiner Jugend hat man da und dort einige Blödheiten gemacht" übersetzt der RBB so: "In seiner Jugend kriegt man da und dort eine geplättet." Wen freihändige Übersetzungen dieser Art nicht stören, der wird in der halben Stunde immerhin gut unterhalten.