Nordkorea hat am Mittwoch mehr als zehn Raketen unterschiedlichen Typs von der West- und Ostküste abgefeuert. Manche davon fielen ins Japanische Meer zwischen der koreanischen Halbinsel und Japan, erklärten die Generalstabschefs Südkoreas. Eines der Geschosse habe die umstrittene Seegrenze zwischen Nord- und Südkorea überschritten. Als Reaktion feuerte Südkorea drei Luft-Boden-Raketen aus Kampfjets ins offene Meer nördlich der Seegrenzlinie zwischen den beiden Ländern ab.

Den Angaben zufolge ging mindestens eine der aus Nordkorea abgefeuerten Raketen 26 Kilometer südlich der umstrittenen innerkoreanischen Seegrenze nieder. Die Rakete landete nur 57 Kilometer von der südkoreanischen Stadt Sokcho an der Ostküste und 167 Kilometer von der Insel Ulleung entfernt. Südkorea hatte zuvor für die Insel Luftalarm ausgerufen. Die Bewohner Ulleungdos wurden aufgefordert, sich in den "nächstgelegenen unterirdischen Schutzraum" zu begeben.

"Nicht hinnehmbar"

Nach Angaben des Militärs kam das Geschoss den südkoreanischen Hoheitsgewässern "so nahe wie nie zuvor" eine Rakete seit Ende des Koreakriegs im Jahr 1953. Dieser Umstand sei "nicht hinnehmbar". Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol nannte den Vorfall in einer von seinem Büro verbreiteten Erklärung ein "faktisches Eindringen" Nordkoreas in südkoreanisches Gebiet.

Die am Mittwoch von Nordkorea ausgeführten Raketenabschüsse seien "die aggressivste und bedrohlichste bewaffnete Machtdemonstration gegen den Süden seit 2010", sagte Cheong Seong Chang vom südkoreanischen Sejong-Institut der Nachrichtenagentur AFP. Nun herrsche eine "gefährliche und instabile Situation, die zu bewaffneten Konflikten führen könnte".

Der Start der nordkoreanischen Raketen wurde auch von der japanischen Küstenwache gemeldet. Regierungschef Fumio Kishida sagte vor Journalisten, er wolle so bald wie möglich eine "nationale Sicherheitssitzung" einberufen.

Rekordanzahl an Raketentests

Nordkorea hat in diesem Jahr eine Rekordzahl von Raketentest vorgenommen. Die Regierung in Pjöngjang erklärte, dass es sich bei den derzeit stattfindenden gemeinsamen militärischen Flugübungen der USA und Südkoreas um Vorbereitungen für eine mögliche Invasion handle. An dem Manöver sind Hunderte Kampfflugzeuge beider Staaten beteiligt. Pjöngjang warnte, dass beide Länder teuer bezahlen würden, falls sie den Norden angreifen sollten.

UN-Resolutionen verbieten Nordkorea die Erprobung von ballistischen Raketen. Diese können je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf tragen. Seit Ende September hat Nordkorea in ungewohnt hoher Frequenz Raketentests durchgeführt, zuletzt am vergangenen Freitag.