Was als Protest der Frauen gegen die Kleidervorschriften und die Gewalttätigkeit der Sittenpolizei begann, wächst sich immer mehr zum landesweiten Aufstand gegen das Regime aus. Jetzt soll in der Heimatstadt von Ayatollah Ali Chamenei sogar eine Statue des "Obersten Führers" in Brand gesteckt worden sein.

Der iranische Präsident Ebrahim Raisi demonstriert zugleich Härte gegenüber regierungskritischen Demonstranten. Es müsse "entschlossen gegen diejenigen vorgegangen werden, die der Sicherheit und Ruhe des Landes entgegenstehen", zitierten iranische Staatsmedien Raisi am Samstag. Auslöser der Proteste war der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini. Die junge Frau war vor etwas mehr als einer Woche in Teheran von der Sittenpolizei festgenommen worden.

Doch es scheint bisher nicht zu gelingen, die Protestierenden, die inzwischen auch Männer und Angehörige verschiedenster sozialer Gruppen umfassen, aufzuhalten.

Unter den Toten sind viele Frauen und Mädchen.

Hier junge Frauen, die sich das Kopftuch vom Kopf reißen und tanzen:

Das Regime versuchte auch, die Proteste durch Einschränkung des Internets und der Sozialen Medien zu behindern. Tesla-Chef und SpaceX-CEO Elon Musk erklärte nun, er werde seinen Starlink-Satelliten-Breitbanddienst für die Menschen im Iran aktivieren. Musk hatte am Montag mitgeteilt, er wolle eine Ausnahme von den Iran-Sanktionen für seinen Starlink-Service beantragen.

Wütende Proteste im ganzen Land

Die 22-jährige Masha Amini soll gegen die strenge islamische Kleiderordnung verstoßen und ihr Kopftuch nicht angemessen getragen haben. Wenig später war sie tot. Kurz darauf kam es landesweit zu zahlreichen wütenden Protesten, die sich auch allgemein gegen eine Einschränkung persönlicher Freiheitsrechte im Iran richteten. Staatlichen Medien zufolge kamen dabei nach ersten Zählungen 35 Menschen ums Leben. Aktivisten gingen schon am Freitag von mindestens 50 Toten aus. Am Freitag konterte die Regierung mit staatlich organisierten Kundgebungen regierungstreuer Demonstranten in mehreren Städten.

Aminis Vater kritisierte den Bericht der Gerichtsmedizin, wonach die junge Frau an Herzproblemen gestorben sei, vehement. Seine Tochter habe keinerlei Herzprobleme gehabt und könne daher auch nicht an Herzversagen gestorben sein.

Auch in der Nacht zum Samstag soll es laut zunächst unbestätigten Informationen landesweit zu Demonstrationen gegen das islamische System gekommen sein. Hunderttausende Menschen protestierten gegen den repressiven Kurs der Regierung.

Der Iran behauptet, dass die Demonstrationen vom Ausland und iranischen Exil-Gruppen gesteuert würden, um die das Land zu schwächen oder gar die Regierung zu stürzen. Der Fall Amini sei daher nur eine Ausrede. "Proteste ja, Unruhen nein", sagte Präsident Raisi. Er werde nicht zulassen, dass Krawallmacher und "vom Ausland bezahlte Söldner" die Sicherheit des Landes gefährdeten. Daher sollten Polizei, Armee, Revolutionsgarden und auch die Justizbehörde konsequent durchgreifen. Die Demonstranten, hauptsächlich Frauen, weisen diese Behauptungen zurück.