Zur Zeit des Bosnien-Kriegs hätten Nicht-Serben ihre Häuser mit weißen Bändern markieren und weiße Armbinden tragen müssen. Durch die Islam-Landkarte fühle sie sich in diese Zeit zurückversetzt, berichtet Selma Jahic, die vor 26 Jahren nach Österreich geflüchtet ist. "Markieren Sie Ihre Häuser, Ihre Vereine, was auch immer, dass dort Muslime leben", habe es damals geheißen.

Bosnisch-serbische Truppen hatten im Juli 1995 rund 8.000 männliche Bewohner der Bosniaken-Enklave Srebrenica ermordet, nachdem sie diese überrannt hatten. Jahic kritisierte, dass die meisten Täter unbehelligt geblieben seien und es bis heute Übergriffe gebe, bei denen die (bosnisch-serbische) Polizei zuschaue. Auch in Österreich würden Täter leben. Opferangehörige würden diskreditiert. Es sei, als ob man "auf die Leichen noch einmal drauftritt", kritisierte Jahic.

Als Kind habe sie "panische Angst vor Christen" gehabt und beim Anblick eines Kreuzes laufe ihr bis heute "ein Schauer über den Rücken", hieß es in dem Ö1-Bericht. Die als Contentmanagerin bei einer Behörde beschäftigte Jahic forderte eine Politik der Nulltoleranz gegenüber Rechtsextreme und jegliche Diskriminierung. Sie fordere, "dass das öffentlich überall diskreditiert wird, dass das öffentlich angeprangert wird, dass Politiker aus ihren Ämtern geschmissen werden, die solche Ziele gutheißen", betonte Jahic.