Wie viele Menschen haben sich aktuell nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt? Wie helfen die Maßnahmen und welche sind künftig geplant? Fragen wie diese wurden von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) Donnerstag Mittag in einer gemeinsamen Pressekonferenz beantwortet.

Anschober eröffnete mit der Feststellung, "dass diese Welt von einer globalen Pandemie beherrscht wird". Und Europa sei das Epizentrum. Besonders in Italien sei die Lage dramatisch, derzeit gebe es "völlig überbelegte Intensivstationen in der gesamten Lombardei".

Das Ziel der Regierung sei es, "derartige Situationen in Österreich mit allen demokratischen Maßnahmen und Möglichkeiten und mit einer gemeinsamen Solidarität vermeiden wollen". Mit einer "Mischung aus Engagement und Ruhe" werde man die Situation gut bewältigen werden.

Mehr Testungen

Mehr als 14.000 Testungen wurden in Österreich bereits durchgeführt, dabei werden Verdachtsgruppen getestet. Diese werde erschwert durch die aktuelle Grippe-Saison, hier ähneln sich viele Symptome. Die Zahl der Testungen werde weiterhin erhöht, eine vollständige Testung der Bevölkerung habe jedoch keinen Sinn.

1.843 Menschen seien aktuell gesichert am Coronavirus erkrankt, Tirol sei weiterhin der Hotspot im Land. Fünf bestätigte Todesfälle habe man derzeit zu beklagen. "Die Zunahme ist weiterhin eine drastische und wir sind noch nicht da, wo wir hin müssen - nämlich zu einem Abflachen der Kurve". Die Altersstruktur sei in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern sehr unüblich, weil diese ausgeglichen sei. In Italien liege der Schnitt bei 80 Jahren, in Österreich entspreche diese "tatsächlich unserer durchschnittlichen Altersstruktur". "Und das ist sehr, sehr positiv", denn weniger Erkrankungen in der Risikogruppe seien essenziell. Das seine gute Grundvoraussetzung, um durch diese Krise zu kommen. Als Erklärung dafür lieferte Anschober die getroffenen Maßnahmen, die befolgt werden.

Mehr Grippetote erwartet

Schlechte Nachrichten gibt es bei der normalen Grippe, hier werden heuer deutlich mehr Grippetote erwartet. "Das ist für unser Gesundheitssystem eine große Belastung, wenn zwei Virenerkrankungen im Umlauf sind." In zwei Wochen solle sich die Grippewelle jedoch wieder abflachen und mehr Kapazitäten in den Spitälern freigeben.

Die Mitarbeit der Bevölkerung sei "fantastisch" und zeige, "dass wir den Weg gemeinsam gehen, auch, wenn er schwer ist". "Fast alle machen mit." Wer nicht mitmache, den solle man darauf hinweisen, so Anschober. "Jeder einzelne von uns ist ein Teil der Lösung."

Ab dem Wochenende sollen, wie angekündigt, Kurhäuser, Reha-Zentren und Co. geschlossen werden. Ein entsprechender Erlass sei bereits ausgegeben worden. Die durch die Schließung frei werdenden Ressourcen sollen dann für die Behandlung von am Coronavirus Erkrankten verwendet werden. "Es gehe darum, die dann frei werdenden Ressourcen zu nützen", so Anschober. Man wolle so die Spitäler entlasten.

Quarantäne für Einreisen nach Österreich

Rechtliche neue Maßnahmen habe man im Bereich der Quarantäne für Österreich-Rückkehrer getroffen. Für all jene, die via Luftweg nach Österreich einreisen, gilt ab Donnerstag Mitternacht die Verpflichtung zur 14-tägigen Selbstquarantäne. Das gehe aus einer Verordnung hervor, die nun veröffentlicht wurde. Die Regelung gilt bis einschließlich 10. April.

Andere Fremde dürfen nur dann über den Luftweg nach Österreich einreisen, wenn sie ein Gesundheitszeugnis in deutscher oder englischer Sprache vorlegen. Darin muss ein negativer Coronavirus-Test bestätigt sein, der nicht älter als vier Tage ist.

Der Gesundheitsminister erinnerte zudem daran, Abstand zu halten. "Das ist das wichtigste Grundprinzip." Parks und Spielplätze werde man "noch, mit Rufzeichen" offen lassen, damit hier die Menschen "durchschnaufen können". Damit sei jedoch nicht gemeint, dass man die Park nutzen sollte, wie sonst. Zudem müsse Abstand gehalten werden. Bisher sei kein Erlass für eine Schließung geplant, das könne sich jedoch ändern.

Starker Rückgang beim Verkehr

Laut Innenminister Nehammer zeigen die aktuellen Maßnahmen Wirkung, man verzeichne beim Individualverkehr einen Rückgang von 90 Prozent, beim öffentlichen Verkehr um 45 Prozent. Das Abstandhalten sei extrem wichtig, um ältere und gefährdete Menschen zu schützen. Das gelte umso mehr, wenn das Wetter schöner wird. "Deshalb werden Sie vermehrt Polizisten sehen, die darauf hinweisen." Wer sich nicht daran halte, "muss mit Konsequenzen rechnen".

Die Kriminalität verlagere sich indes ins Internet, hier seien aktuell viele Betrüger unterwegs, "die mit der Sorge und Angst der Menschen Schindluder betreiben". Bei Fragen solle man sich an die Polizei wenden.

Grenzkontrollen ausgedehnt

Indes erklärte Nehammer, dass die Grenzkontrollen zu Ungarn und Slowenien ausgeweitet werden. Nehammer appellierte, von Grenzübertritten dringend abzusehen. Auch zu Deutschland werde nun verstärkt kontrolliert.

Die Polizei habe nun das Recht, Menschen darauf hinzuweisen, dass sie Abstand halten müssen. Wenn sich die Angesprochenen nicht daran halten, "dann wird die Polizei auch handeln". Jene Lokale, die nun vereinzelt geöffnet haben, erinnerte Nehammer an drohende Geldstrafen.