Nach Razzien und Festnahmen im Zusammenhang mit Ermittlungen zum Ibiza-Video, das die türkis-blaue Regierung gesprengt hat, haben sich am Mittwoch drei Verdächtige weiter in Verwahrungshaft befunden. Über eine etwaige Untersuchungshaft des Trios muss spätestens morgen, Donnerstag, entschieden werden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien.

Die jüngsten Entwicklungen in der Ibiza Causa: Die Staatsanwaltschaft hat bestätigt, dass im Umfeld des Drahtziehers des Ibiza-Videos mehrere Hausdurchsuchungen und Festnahmen erfolgt sind.

Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht einer der Hersteller des Videos sowie dessen Netzwerk. Der 38-jährige Julian H. ist Detektiv und arbeitet im Sicherheitsbereich. H., dessen Identität wenige Tage nach dem Auftauchen des Ibiza-Videos bereits enthüllt worden ist, soll gemeinsam mit dem Wiener Anwalt Ramin M. das Video eingefädelt haben. H. war an dem denkwürdigen Abend auf der Balearen-Insel zugegen, er diente als  Begleiter der vermeintlichen Oligarchen-Nichte. Julian H.  pendelt zwischen Wien und München, wo er eine Detektei besitzt.

Falsche lettische Reisepasskopie

Laut "Kurier" werden sechs Personen beschuldigt, ihnen werden der  Missbrauch von Abhörgeräten, Urkundenfälschungen und in Betrügereien vorgeworfen. Unter den Verdächtigen ist laut "Kurier" ein 38-jähriger Bosnier S., der Mitarbeiter jenes Detektivs ist. Unter den Beschuldigten ist auch Anwalt M., er soll für den Lockvogel eine falsche lettische Reisepass-Kopie besorgt haben. H. und drei weitere Verdächtige sollen den Lockvogel rekrutiert und eingeschult haben.

Laut "Salzburger Nachrichten", die sich auf eine Anordnung der Staatsanwaltschaft berufen, gibt es in der Affäre drei Schlüsselfiguren. Zwei davon sollen in Salzburg wohnhaft sein. Es soll sich dabei um einen 39-jährigen Österreicher und einen 52-jährigen Serben handeln. Sie dürften laut dem Papier der Staatsanwaltschaft die im Video als Oligarchin auftretende Frau "rekrutiert und eingeschult" und Urkunden gefälscht haben

Wurde Strache erpresst?

Der Bosnier und zwei weitere Komplizen sollen laut "Kurier" die Villa auf Ibiza organisiert und entsprechend präpariert haben. Der 52-jährige Bosnier K., der auch wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung gesucht wird, dürfte zwei Monate nach der Veröffentlichung des Videos versucht haben, Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache unter Druck zu setzen. Er habe angedroht, weitere Ausschnitte aus dem Video zu veröffentlichen. Um das nicht zu tun, soll er von Strache Geld gefordert haben.

Die beiden Bosnier haben offenbar an anderer Stelle kassiert. Ein Medienmann soll 60.000 Euro für großteils falsche Informationen bezahlt haben. Diese Falschinfos veröffentlichte er in einem Blog, berichtet der "Kurier". Darunter befand sich das Foto einer Drogenplantage aus Deutschland, die der Journalist fälschlicherweise Detektiv H. zugerechnet hatte. 

Laut dem Papier der Ermittlungsbehörde soll der bereits bekannte involvierte Detektiv einen Komplizen aufgefordert haben, "mindestens 400.000 Euro" von Strache für das gesamte Material zu verlangen. Zudem sollen die Männer die Filmaufnahmen in der Villa auf Ibiza organisiert und durchgeführt haben, um anschließend "potenzielle (Kauf-) Interessenten für die Aufnahmen vom 24. 7. 2017 zu suchen.