Bei einem bewaffneten Überfall auf ein Dorf im Zentrum Malis sind am Samstag mehr als 130 Zivilisten getötet worden. Der Angriff habe sich gegen ein Dorf der Volksgruppe der Fulbe gerichtet und sei von Jägern der Volksgruppe der Dogon verübt worden, hieß es aus Militärkreisen. Bisher seien 134 Todesopfer bekannt.

Die Angreifer seien aus dem Nordosten und Südosten in das Dorf vorgedrungen und hätten das Feuer auf die Bewohner eröffnet. Wahllos seien auch alte Menschen, Kinder und Frauen getötet worden, berichtete ein Mitarbeiter des lokalen Rathauses.

Der Bürgermeister eines benachbarten Dorfes sprach von einem "Massaker an Zivilisten", für das Angehörige der Dogon-Volksgruppe verantwortlich seien. In den vergangenen vier Jahren haben sich die ethnischen Konflikte zwischen den Fulbe, die der Viehzucht nachgehen, und den Dogon und den Bambara, die Landwirtschaft betreiben, verschärft. Dies wird mit dem Erscheinen der jihadistischen Gruppierung des Predigers Amadu Kufa in Verbindung gebracht, der vor allem unter den Fulbe Kämpfer für seine Organisation rekrutiert.

Aufmarschgebiet von Islamisten

Die Dogon und die Bambara bauten in dieser Zeit ihrerseits "Selbstverteidigungsgruppen" auf. Nach Angaben der UNO wurden durch diesen Konflikt im vergangenen Jahr mehr als 500 Zivilisten getötet. Schauplatz des bewaffneten Überfalls am Samstag war das Dorf Ogossagou. Aus Sicherheitskreisen hieß es, Vertreter des Militärs und der örtlichen Behörden hätten sich dorthin begeben und "mindestens 105 zivile Todesopfer" gezählt.

Das westafrikanische Mali ist seit 2012 Aufmarschgebiet für islamistische Gruppierungen, die damals die Kontrolle über den Norden des Landes übernahmen. Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich griff 2013 militärisch ein und drängte die Islamisten zurück. Trotz der Präsenz tausender internationaler Soldaten herrscht weiter Instabilität. In Mali ist auch die Bundeswehr im Einsatz, die sich unter anderem an der UN-Mission MINUSMA im Norden des Landes beteiligt.

2015 schlossen die bewaffneten Gruppierungen im Land ein Friedensabkommen. Am Freitag hatten die Botschafter der 15 Mitgliedstaaten des UN-Sicherheitsrates Mali besucht und waren mit der Regierung in Bamako zusammengetroffen. UN-Generalsekretär Antonio Guterres hatte Anfang März erklärt, im vergangenen halben Jahr seien hinsichtlich der Umsetzung des Friedensabkommen mehr Fortschritte erzielt worden als in der Zeit davor.