Sebastian Kurz, so heißt es in der aktuellen Europa-Ausgabe des Nachrichtenmagazins, habe erkannt, dass die Ausgrenzung der Rechtsextremen in Europa nicht dazu geführt habe, diese zu stoppen.

Daher habe er mit der "von reuelosen Nationalsozialisten" nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten FPÖ, die aber auch Neo-Nazi-Elemente in ihren Reihen habe, eine Koalition gebildet. Kurz habe es nämlich verstanden, die brennendsten Themen Europas wie "Identität, Islam and Immigration" für seine Zwecke zu vereinnahmen. Das "Time-Magazine" erzählt in Folge über den Aufstieg des ÖVP-Jungpolitikers, der durch die "Schließung der Balkanroute" zum "Nationalheld" im ländlichen Bereich Österreichs geworden sei.

Sobotka: "Wir sind keine Pädagogen"

Allerdings sei es Kurz wohl nicht daran gelegen, "seine Partner auf der rechten Seite" zu mäßigen oder "zumindest ihre dunklen Instinkte zu kontrollieren". Das sei niemals seine Absicht gewesen, analysierte das "Time-Magazine" nach Gesprächen im Umfeld des Kanzlers. "Man geht keine Koalition ein, um seine Partner zu ändern", wird Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) zitiert. Nachsatz: "Wir sind keine Pädagogen".

Kurz selbst wird in dem Time-Magazin-Bericht, der seine politische Entwicklung ausführlich zusammenfasst, auch mit folgendem Satz präsentiert: "Ob Du es magst oder nicht, letztlich entscheidet das Volk." Der Einwurf der US-Journalisten, dass auch NS-Diktator Adolf Hitler legitim vom Volk an die Macht gebracht worden sei, habe die Stimmung von Kurz während des Interviews "verdunkelt": "Wir sollten bei solchen Vergleichen vorsichtig sein. Was wir damals hatten, war keine funktionierende Demokratie."

Viele Österreicher auf dem Titelbild von Time

Titelbilder mit Österreichern gab es am Cover von "Time" in den vergangenen Jahrzehnten bereits mehrmals: Im September 2016 waren dort der damalige FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer und FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache abgebildet. Unter dem Titel "The New Faces Of The Right" ("Die neuen Gesichter der Rechten") waren die beiden Freiheitlichen bei einem Wahlkampfauftritt zur Bundespräsidentenwahl zu sehen.

Im Blattinneren widmete sich "Time" Europas rechtspopulistischen Bewegungen. Österreich stehe dabei exemplarisch für die Rechtsdrift des Kontinents in Folge von Flüchtlingsbewegungen und nationalistischen Strömungen. Das Heimatland von Adolf Hitler sei als erstes westeuropäisches Land seit dem Fall von Nazi-Deutschland dabei, einen extrem rechts stehenden Präsidenten zu wählen, urteilte "Time" damals.

Bereits in den 1990er und beginnenden 2000er Jahren war in "Time" mehrmals die Rede davon, dass Österreich nach rechts "kippe". So prangte auch der damalige FPÖ-Chef und Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider auf dem Titelblatt. Aber auch Ski-As Leonhard Stock stand bei "Time" einmal "auf dem Stockerl". Sein Sieg in der Olympiaabfahrt von Lake Placid war dem Magazin im Februar 1980 eine Titelgeschichte wert. Sie hieß völlig unpolitisch "Draufgänger auf Skiern"...