Nordkorea hat sich zur Schließung seiner größten Raketenanlagen unter internationaler Aufsicht bereit erklärt. Machthaber Kim Jong-un und der südkoreanische Präsident Moon Jae-in sagten am Mittwoch bei ihrem Treffen in Pjöngjang, sie wollten die koreanische Halbinsel zu einem Gebiet des Friedens ohne Atomwaffen machen.

Nordkorea sei auch zur Schließung seiner größten Nuklearanlage bereit, wenn die USA dem Land ebenfalls entgegenkämen. In welcher Form dies passieren soll, sagte Kim nicht. Er kündigte an, bald Südkorea besuchen zu wollen. Es wäre das erste Mal, dass ein nordkoreanischer Staatschef nach Seoul reist. US-Präsident Donald Trump begrüßte das Gipfel-Ergebnis und sprach von einem "enormen Fortschritt".

Nordkorea werde internationalen Experten der "betroffenen Länder" gestatten, die Schließung des Raketentestgeländes und der Abschussrampe in der Stadt Dongchang-ri zu beobachten, hieß es in der gemeinsamen Erklärung Moons und Kims. Auf dem Gelände wurden unter anderem die Interkontinentalraketen getestet, die eine Reichweite bis in die USA haben sollen. Nordkorea sei auch zu weiteren Maßnahmen wie der Schließung seiner wichtigsten Atomanlagen in Yongbyon bereit, falls die USA ebenfalls entsprechende Maßnahmen treffen sollten.

Dabei könnte es sich um eine offizielle Erklärung zur Beendigung des Korea-Kriegs handeln, sagte Südkoreas Nationaler Sicherheitsberater Chung Eui-yong. Nordkorea lehnt die einseitige Aufgabe seines Atomwaffenarsenals bisher strikt ab und betont, dass es vorher eine formale Erklärung zum Ende des Korea-Krieges von 1950 bis 1953, der nur mit einem Waffenstillstand gestoppt wurde, dem aber kein Friedensvertrag folgte, geben müsse.

Die Vereinbarungen des dritten Korea-Gipfels heuer könnten auch den stockenden Abrüstungsverhandlungen zwischen den USA und Nordkorea neuen Schwung geben und die Basis für eine weitere Begegnung Kims mit Trump legen. US-Außenminister Mike Pompeo erklärte, er habe für kommenden Woche seinen nordkoreanischen Kollegen Ri Yong-ho zu einem Treffen in New York am Rande der UNO-Vollversammlung eingeladen. Ziel sei es, den Prozess der Denuklearisierung bis Jänner 2021 abzuschließen. Während der Vollversammlung sollen sich auch Trump und Moon treffen. Südkorea hofft, dass der US-Präsident dazu gebracht werden kann, die Atomverhandlungen mit Nordkorea wieder aufzunehmen. Im August hatte Trump eine Reise von Pompeo nach Pjöngjang abgesagt, weil es dafür nicht genug Fortschritte gebe.

Trump sagte, der Plan zum Abbau zentraler Raketenanlagen unter Aufsicht sei eine "sehr gute Nachricht". Auch bei der Atomabrüstung habe es bei den Gesprächen großen Fortschritt gegeben. Mit Blick auf Machthaber Kim sagte Trump: "Er ist ruhig und ich bin ruhig, also werden wir sehen, was passiert." Vor ihrer Annäherung in diesem Sommer hatten sich Kim und Trump gegenseitig öffentlich provoziert.

Auch die russische Regierung begrüßte die Entwicklung. Es handle sich um effektive Schritte hin zu einer politischen Einigung, teilte das Präsidialamt mit.

Satellitenaufnahmen und andere Hinweise deuteten in den vergangenen Monaten darauf hin, dass Nordkorea trotz der Verabredung mit Trump weiter heimlich an seinem Atomprogramm arbeitet. "Wir sollten diese Schritte sehr positiv bewerten, dabei aber im Kopf behalten, dass es trotz allem winzige Schritte sind", sagte Melissa Hanham vom James-Martin-Zentrum für Abrüstungsstudien. Bisher fehlten ein Zeitplan und jegliche Garantien mit Blick auf das Raketen- und Atomprogramm.

Bei dem Gipfeltreffen in Pjöngjang beschlossen die Präsidenten zudem, sich gemeinsam um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2032 zu bewerben. Sie verabschiedeten auch ein Militärabkommen, das dazu dienen soll, bewaffnete Zusammenstöße zwischen den beiden Ländern zu verhindern. Schritt für Schritt sollen Wachposten und Ausrüstung von der am schwersten gesicherten Grenze der Welt abgezogen werden.