Die britische Premierministerin Theresa May war im Jänner 2017 der erste ausländische Gast des US-Präsidenten Donald Trump im Weißen Haus. Bei diesem Treffen hielten beide die alte Verbundenheit, das traditionell enge Verhältnis zwischen den USA und Großbritannien, hoch. Diese "besondere Beziehung" sei historisch "eine der großen Kräfte für Gerechtigkeit und für Frieden gewesen", schwärmte der frischangelobte US-Präsident damals und hielt sich dabei auch an eine Rede von Winston Churchill, der 1946 von einer "special relationship" der Briten zu den Amerikanern sprach. Doch jetzt ist alles anders.

Trump umgibt sich gern mit den Starken. Er schmeichelt Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un, der sein Land mit eiserner Faust führt. Er schmeichelt Wladimir Putin, den er am Montag in Helsinki trifft. Er schmeichelt Viktor Orban undundund.

Alphamann Trump

Mit Politikern und Politikerinnen, die auf der Verliererstraße sind, fängt der Alphamann Trump wenig an.

Spätestens seit dieser Woche hat die britische Premierministerin im Kampf um "ihren" Brexit die Faust im Nacken. Sie musste zwei Rücktritte in ihrer Regierungsmannschaft binnen weniger Tage hinnehmen. Erst ging Brexit-Minister David Davis, dann ihr Krawall-Außenminister Boris Johnson. Und just als Letzterer sich endgültig von seiner Premierministerin abwandte, war Trump zur Stelle und erklärte, May habe den Brexit verbockt. Dafür fielen Trump zu Mays Poltergeist Johnson nur lobende Worte ein: "Ich denke, er hat die richtige Einstellung, um ein großartiger Premierminister zu sein." Mehr braucht es nicht, um einer Premierministerin, die mit ihren eigenen Reihen im Clinch liegt, den letzen Haken zu geben.

Wenn Trump heute beim Treffen mit May so weitermacht, ist May zwar k.o., aber Sieger ist auch keiner weit und breit in Sicht.

Das Treffen
Das Treffen © APA/Getty Images/POOL/JACK TAYLO