Der linke griechische Regierungschef Alexis Tsipras will sich erstmals nach der Machtübernahme im Jahr 2015 eine Krawatte umbinden. "Wetten müssen bezahlt werden, wenn sie gewonnen sind. Ich werde es wohl nicht vermeiden können", sagte Tsipras bei einem Treffen mit dem griechischen Staatspräsidenten Prokopis Pavlopoulos nach der Griechenland-Einigung der Eurogruppe am Freitag.

Tsipras erinnerte daran, dass er während des Höhepunktes der griechischen Finanzkrise dem früheren italienischen Regierungschef Matteo Renzi und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker versprochen hatte, eine Krawatte umzubinden, sobald sein Land aus der Krise herauskommt. Renzi und Juncker hatten Tsipras 2015 Krawatten als eine Art Aufforderung überreicht, sich an die europäischen Gepflogenheiten bei Spitzentreffen zu halten.

Griechenland verlässt im August das dritte Euro-Rettungsprogramm und steht dann finanziell wieder auf eigenen Beinen. Zum Abschluss erhält das hoch verschuldete Land noch einmal 15 Milliarden Euro an Krediten als Finanzpolster und Schuldenerleichterungen. Dafür verpflichtet es sich zur Fortsetzung des Spar- und Reformkurses. Das Paket vereinbarte die Eurogruppe in der Nacht zum Freitag in Luxe

EU gab grünes Licht für Ausstieg im Sommer

Nach acht Jahren am Tropf internationaler Hilfen soll das hoch verschuldete Griechenland ab August wieder finanziell auf eigenen Beinen stehen. Die Euro-Finanzminister haben sich in der Nacht zum Freitag auf die Bedingungen für das Ende des dritten Hilfsprogramms geeinigt. "Es war eine historische Einigung", sagte der griechische Regierungschef Alexis Tsipras im griechischen Fernsehen.

Wie Eurogruppen-Chef Mario Centeno in Luxemburg sagte, bekommt Athen eine Abschlusszahlung von 15 Mrd. Euro zum Aufbau eines Finanzpuffers und deutliche Schuldenerleichterungen. Athen bleibt aber noch Jahre unter verschärfter Beobachtung.

"Die Griechenland-Krise endet hier", sagte EU-Währungskommissar Pierre Moscovici. Er sprach von einem "historischen Moment" auch für die Währungsunion, die durch Griechenland in eine "existenzielle Krise" geraten sei.

Griechenland ist durch die Euro-Partner und den Internationalen Währungsfonds (IWF) seit 2010 mehrfach vor dem Staatsbankrott gerettet worden. Insgesamt bekam der Mittelmeerstaat seitdem fast 274 Milliarden Euro an Hilfen zugesagt. Im Gegenzug musste Athen hunderte und vielfach schmerzhafte Reformen umsetzen. Unter der linksgeführten Regierung in Athen ist das Land jetzt wieder auf Wachstumskurs und weist Haushaltsüberschüsse aus.

Die Vereinbarung sei für sein Land "äußerst wichtig", sagte Finanzminister Euklid (Efklidis) Tsakalotos. Nach acht Jahren Sparauflagen und Entbehrungen müssten die Griechen nun aber "konkrete Ergebnisse" sehen und "die Veränderung in ihren Taschen spüren". Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras begrüßte die Einigung ebenso. "Es war eine historische Einigung", sagte Tsipras im griechischen Fernsehen. Griechenlands Schulden seien jetzt "tragbar". Das dürfte die Erwartungen der Kapitalmärkte befriedigen. Griechenland schlage eine neue Seite auf, die zum Ende der harten Sparmaßnahmen führe, sagte Tsipras. Er versicherte aber, dies bedeute nicht, dass das Land vom Reformkurs abweichen werde.

Das dritte griechische Hilfsprogramm des Euro-Rettungsfonds ESM endet am 20. August. Es hat ein Gesamtvolumen von 86 Mrd. Euro, ausgezahlt wurden bisher erst 46,9 Mrd. Euro. Trotz der massiven Hilfe ist die Gesamtverschuldung weiter immens: Sie beläuft sich heuer auf fast 178 Prozent der griechischen Wirtschaftsleistung.

Mit sechs Stunden verhandelten die Finanzminister länger als erwartet über den abschließenden Griechenland-Deal. Dem Vernehmen nach stellte der deutsche Finanzminister Olaf Scholz (SPD) harte Bedingungen für die Zusagen an Athen.

Österreichs Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) sieht die mit Griechenland getroffene Lösung für den Ausstieg aus dem Hilfsprogramm ab 20. August als "sehr gut" an. Man werde aber mit Griechenland "weiter dran bleiben bei den Reformen und klare Kontrollen setzen".

ESM-Chef Klaus Regling sagte, die Nachprogramm-Überwachung werde bei Griechenland nun "strenger" ausfallen als bei anderen ehemaligen Krisenländern. Die EU-Kommission soll dabei alle drei Monate und nicht wie sonst alle sechs Monate die Lage bewerten. Zudem soll Athen bis zum Abschluss der Kreditrückzahlungen im Jahr 2060 praktisch ununterbrochen einen Haushaltsüberschuss vor Zinszahlungen und Tilgung ausweisen.

Damit Griechenland nicht bald wieder in Schwierigkeiten gerät, wollen die Euro-Länder das Land beim Aufbau eines Finanzpuffers von 24,1 Mrd. Euro unterstützen. Dazu dient größtenteils die Abschlusszahlung von 15 Mrd. Euro, aus der 9,5 Mrd. Euro in den Puffer fließen.

Darüber hinaus muss Athen mit der Schuldenrückzahlung aus dem zweiten Hilfsprogramm nun erst 2033 und damit zehn Jahre später beginnen. Betroffen ist laut Regling ein Schuldenbetrag von 96,6 Mrd. Euro. Im Jahr 2032 wollen die Euro-Länder prüfen, ob weitere Schuldenerleichterungen nötig sind.

Zudem soll Athen auch wieder Zinsgewinne aus seinen Anleihen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) erhalten. Sie gingen in den vergangenen Jahren an die Euro-Länder. Deutschland bekam dabei insgesamt 2,9 Mrd. Euro.

IWF-Chefin Christine Lagarde bestätigte, dass sich der Währungsfonds nicht mehr finanziell am dritten griechischen Hilfsprogramm beteiligen wird. Dies hatte die deutsche Regierung lange Zeit gefordert. Da der IWF im Gegenzug aber deutlich weitergehende Schuldenerleichterungen für Athen verlangte, gab es keine Einigung. Lagarde bekräftigte in Luxemburg, der Fonds habe "langfristig" weiter "Bedenken" mit Blick auf Griechenlands Schuldentragfähigkeit