Ihre genauen Befragungen zu Transaktionen und Überweisungen von den drei Liechtenstein-Konten hat Richterin Marion Hohenecker auch am Nachmittag fortgesetzt. Dabei kam der Zweitangeklagte Walter Meischberger einige Male ins Schwimmen, als er gewisse Vorgänge nicht erklären konnte.

Laut Meischberger gehörte das Geld auf allen drei Konten der Hypo Investmentbank Liechtenstein ihm, also jeweils rund 2,5 Millionen Euro auf den Konten Natalie, Karin und Walter bzw. 400.815. Laut Anklage gehörte das Geld am Konto Karin jedoch dem Makler Ernst Karl Plech und das Geld am Konto 400.815 wird Karl-Heinz Grasser zugeordnet.

Die Sache mit dem Boot

Meischberger hat heute mehrfach betont, dass er sich bei einer Veranlagung von 2,5 Mio. Euro zu hundert Prozent auf den mitangeklagten  Plech verlassen und daher nicht einmal geregelt hatte, wer das Geld in seinem Todesfall erbt. Zeichnungsberechtigt war Meischberger für sein Geld nicht, das war Plechs Familie.

Umso überraschter zeigte sich Richterin Hohenecker heute darüber, dass der gemeinsame Kauf eines Bootes von Meischberger und Plech detailreich dokumentiert wurde - während es für die 2,5 Mio. Euro am Liechtenstein-Konto "Karin" keine Verschriftlichung der Verwendung und Zuständigkeiten gab. Für das Boot flossen nur rund 107.000 Euro von Meischbergers Geld. Meischberger begründete die umfangreiche Vereinbarung des Boots-Deals damit, dass es zu keinen Problemen bei der Nutzung und bei Schäden zwischen den Familien Meischbeger und Plech kommen könne.

Kurz zuvor hatte Meischberger noch erklärt, dass er sich für den Fall seines Ablebens darauf verlassen hatte, dass die 2,5 Mio. Euro auf dem Konto "Karin" auch ohne Vertrag seiner Familie ausbezahlt werden, weil er eben zu der Familie Plech, die für das Konto alleinig zeichnungsberechtigt ist, so ein großes Vertrauensverhältnis hat. Beim Bootsvertrag für die in Ibiza liegende Jacht Tanit - Typ Pershing 37 - hingegen wurde sogar geregelt, wer an welchem Tag mit dem Motorschiff fahren darf: An geraden Tagen war Plech dran, an ungeraden Tagen Meischberger.

In weiterer Folge erforschte Hohenecker die Auszahlungsströme bei den Konten in Liechtenstein. Während Meischberger bemüht war, die Auszahlung von hohen Summen in bar in einem Wiener Hotelzimmer als Selbstverständlichkeit darzustellen, versuchte die Richterin sich "plastisch" vorzustellen, "wenn da jemand mit dem Koffer kommt".

Geldautomat im Hotelzimmer?

Ob es denn in dem Hotelzimmer am Stephansplatz auch einen Geldautomaten gegeben habe, fragte sie, was Meischberger schmunzelnd verneinte, dies sei bei derartigen Summen nicht sonderlich sinnvoll. In dem Hotelzimmer habe sein Bankbetreuer von der Hypo Investmentbank in Liechtenstein Computer aufgebaut, die Geldbeträge habe er - wie auf der Bank - in Kuverts bekommen. Alle drei Wochen circa sei dort im Hotelzimmer für ihn und andere Kunden quasi ein Bankbetrieb aufgebaut worden,

Bei der heutigen Hauptverhandlung im Großen Schwurgerichtssaal des Wiener Straflandesgerichts waren am 33. Verhandlungstag alle sechs verbliebenen Schöffen anwesend, dafür fehlten Plech und zwei weitere Angeklagte.