Mahnende Worte zur hohen Verschuldung des Landes fand gestern Kardinal Christoph Schönborn zum Abschluss der Bischofskonferenz, die erstmals in Sarajewo stattfand. Das Kirchenoberhaupt sagte, er erinnere sich noch gut an das Jahr 1970, als „die ÖVP das Land schuldenfrei übergeben“ habe. „Inzwischen belastet allein eine Zinsenlast von mehreren Milliarden die Bürger.“ Das sei ethisch nicht hinnehmbar, zumal die hohen Schulden eine unverantwortbare Bürde für die nachkommenden Generationen seien, so Schönborn.

Vor diesem Hintergrund begrüße er es, dass die Regierung den „ernsthaften Versuch“ unternehme, ein Nulldefizit im nächsten Jahr umzusetzen. Das erfordere Mut und die Solidarität der Bevölkerung, da ein solches Ziel ohne schmerzhafte Opfer nicht möglich sei. Der Kardinal sprach sich für einen offenen Diskurs über die Frage aus, wo es zu Einschnitten kommen solle und wie Gerechtigkeit bei der Verteilung der Last hergestellt werden könne.

Kritik an der Caritas

Bezugnehmend auf die exponierte Haltung der Caritas in dieser Frage appellierte Schönborn daran, nicht mit Zerrbildern zu operieren. Es sei zwar richtig, auf die Situation der Ärmsten hinzuweisen, von einer „Aushöhlung des Sozialstaates“ könne dennoch nicht gesprochen werden. Das sei Polemik.

"Das Wort Asyl darf nicht zum Schimpfwort werden"

Um Differenzierung war das Oberhaupt der katholischen Kirche auch bei der Beurteilung der verschärften Migrationspolitik bemüht. Es sei nach der großen Flüchtlingswelle richtig gewesen, „dem Strom Grenzen zu setzen“. Dennoch sei bei der strengeren Handhabung der Aufnahmepraxis Augenmaß zu wahren. Schönborn: „Das Wort Asyl darf in Österreich nicht zu einem Schimpfwort werden.“ Es gehöre zum christlichen und europäischen Erbe. Menschenrechtliche Standards dürften nicht unterlaufen werden. Sie seien integraler Bestandteil der demokatischen Ordnung.

Die Bischofskonferenz befasste sich auch mit dem Gedenkjahr und dem März 1938, der sich zum 80. Mal jährt. Mit klaren Worten verurteilt das Episkopat die damalige Rolle der Amtskirche und ihr moralischs Versagen. In einer schriftlichen Erklärung heißt es wörtlich: „Es schmerzt heute noch, dass damals und in den düsteren Jahren danach die Christen - auch und gerade die Bischöfe - der Macht des Hasses, der Unmenschlichkeit und der Diktatur nicht entschlossener entgegengetreten sind.“

"Es gab zu wenige Gerechte"

Das unverstellbare Leid des jüdischen Volkes sei für Christen mit der schmerzlichen Erinnerung an den Antisemitismus und die eigene schuldhafte Verstrickung verbunden. Ein jahrhundertlang religiös verbrämter Antijudaismus habe zur Folge gehabt, dass Christen einem rassistischen Antisemitismus nicht entschieden genug widerstanden. Das Bewusstsein der Glaubenssolidarität der Christen mit den Juden sei nicht vorhanden gewesen. „Es gab zu wenige, viel zu wenige Gerechte.“

Am Vortag hatte sich der Wiener Kardinal nachdrücklich für einen EU-Beitritt des Landes ausgesprochen und sich in der Kaisermoschee von „radikalen, aggressiven Parolen“ in seinem Land distanziert. Sie kämen nur von einer Partei, sagte Schönborn, ohne die FPÖ beim Namen zu nennen. Deren Verbrüderung mit den serbischen Zündlern, mehrfach von den bosnischen Gastgebern zur Sprache gebracht: Das sei, so der Kardinal, nicht das Gesicht Österreichs.