In der zweiten und entscheidenden Runde der Regionalwahlen in Frankreich ist die Partei der Rechtspopulistin Marine Le Pen leer ausgegangen. Ihr Rassemblement National konnte nach Prognosen vom Sonntagabend in keiner einzigen Region gewinnen, ergaben nach Wahlschluss veröffentlichte Prognosen. Stärkste Kraft wurden die Konservativen. Sie konnten den nach dem ersten Wahlgang führenden RN-Kandidaten Thierry Mariani auch in der südfranzösischen Region Provence-Alpes-Côte-d'Azur abfangen.

Einer Prognose des Senders France 2 zufolge kam Mariani auf 42 Prozent der Stimmen, während der konservative Regionalpräsident Renaud Muselier mit 57 Prozent im Amt bestätigt wurde. Ein Sieg in der "PACA" genannten Region wäre für die rechtspopulistische Partei ein wichtiges Sprungbrett für die Wahlschlacht um das höchste Staatsamt im kommenden Frühjahr gewesen. RN-Chefin Le Pen will dann Amtsinhaber Emmanuel Macron herausfordern, der sie vor vier Jahren in der Stichwahl mit deutlicher Mehrheit besiegt hatte.

Testwahl

Auch in der zweiten Runde blieb die Beteiligung gering. Nach dem historisch niedrigen Wert von 33,3 Prozent am vergangenen Sonntag blieben abermals viele Wähler der Abstimmung fern. Die Beteiligung lag am Sonntagnachmittag in einem Zwischenstand bei lediglich 27,9 Prozent, wie das Innenministerium berichtete. Das war nur gut ein Punkt mehr als vor einer Woche. Die Regionalwahlen gelten als letzter Stimmungstest für die Präsidentenwahl in zehn Monaten. 

Mit Spannung wird auf das Abschneiden der Le-Pen-Partei Rassemblement National (früher: Front National) geschaut. Sie erhielt in der ersten Runde landesweit zwar deutlich weniger Zuspruch als im Jahr 2015. Doch der RN-Kandidat Thierry Mariani lag in der südlichen Region Provence-Alpes-Côte-d'Azur vorne. Die rechtsextreme Partei schaffte es bisher nicht, eine Region für sich zu entscheiden - ein Erfolg könnte Beobachtern zufolge für Parteichefin Le Pen ein "Sprungbrett" sein für die Wahlschlacht um das höchste Staatsamt im kommenden Frühjahr.

Einstiger Senkrechtstarter

Die bürgerliche Rechte und die Sozialisten halten bisher die meisten Regionen im Land - und daran dürfte sich nach den Wahlen kaum etwas ändern. Die Partei LREM von Präsident Macron schaffte es nicht, sich in den Regionen zu verankern - sie hat keine Chance, einen Regionalpräsidenten zu stellen. "Letztlich braucht ihn keiner", kommentierte die Tageszeitung "Le Figaro" mit Blick auf den 43-jährigen Macron, der 2017 als Senkrechtstarter im Élysée-Palast begonnen hatte. Der einstige Investmentbanker war damals mit dem Anspruch angetreten, das traditionelle Links-Rechts-Schema in der französischen Politik zu durchbrechen. Die bürgerliche Rechte sucht immer noch nach einem Kandidaten oder einer Kandidatin für 2022 - bei den Regionalwahlen dürften dafür Weichen gestellt werden.

Die Regionen Frankreichs haben etwa in den Bereichen öffentlicher Verkehr, Bildung und Wirtschaftsförderung wichtige Kompetenzen. Im zentralistisch organisierten Nachbarland ist ihr Einfluss verglichen mit den deutschen oder österreichischen Bundesländern aber begrenzt. Wegen der Corona-Pandemie waren die Wahlen um drei Monate verschoben worden.