Pakistans Premier Imran Khan macht fassungslos. In einem Interview mit HBO Axios hatte der 68-Jährige gesagt, Männer würden zu sexuellen Verbrechen verleitet, wenn sich Frauen in Gesellschaften wie Pakistan, die sich vom Westen sehr unterscheiden würden, "nicht sittsam" kleideten. "Wenn Frauen weniger Kleidung tragen", werde dies Auswirkungen auf Männer haben, "es sei denn, sie sind Roboter", sagte Khan in dem Interview.

Die pakistanische Anwältin und Menschenrechtsexpertin Reema Omer nannte die Aussagen "enttäuschend" und "widerlich". Eine Sprecherin der Oppositionspartei PML-N sagte, die Aussagen spiegelten die "kranke Mentalität" des Premiers gegenüber Frauen wider. Die Senatorin Sherry Rahman erklärte, den Frauen die Schuld für abscheuliche Verbrechen zu geben, sei die schlimmste Reaktion. Khan solle sich für seine Worte schämen.

Khan hatte schon im April mit ähnlichen Aussagen aufhorchen lassen. Im Vorjahr wurde er zudem scharf kritisiert, als er die Beförderung eines umstrittenen Polizeibeamten anordnete. Dieser hatte einer Frau die Schuld ihre Vergewaltigung - eine Gruppenvergewaltigung - gegeben: Sie hätte nicht so spät am Abend alleine Auto fahren sollen.

Vom Playboy zum Premier

Der ehemalige Cricket-Star Imran Khan, der mit der pakistanischen Nationalmannschaft 1992 den Weltmeistertitel holte, ist seit 2018 pakistanischer Regierungschef. Er habe 22 Jahre dafür gekämpft und danke Allah für die Chance, der Nation zu dienen, erklärte er damals nach dem Wahlsieg.

Mit Imran Khan kam in Pakistan ein Politiker an die Macht, der nicht zu den Familien Sharif oder Bhutto gehört, die sich das Land über Jahrzehnte aufzuteilen schienen.

Imran Khan stammt aus einer wohlhabenden pakistanischen Paschtunen-Familie. Er gründete 1996 seine Partei PTI (Bewegung für Gerechtigkeit). Dem britischen „Daily Telegraph“ erklärte er 2007: „Ich möchte, dass Pakistan ein Wohlfahrtsstaat und eine wirkliche Demokratie mit Rechtsstaatlichkeit und einer unabhängigen Justiz ist.“

Im Gedenken an seine Mutter, die an Krebs starb, gründete er die erste Krebsklinik Pakistans, in der die Behandlungen großteils kostenlos sind.  Der Sportstar, der in Oxford Wirtschaft studierte und in jüngeren Jahren als Playboy mit Kumpanen wie Mick Jagger die Klubs in London unsicher machte, wird aber auch „Taliban Khan“ genannt, weil er eine religiös-fundamentalistische Gefolgschaft hat. Khans Polit-Aufstieg wurde deshalb schon früh mit Sorge beobachtet. Er sei ein Günstling des Militärs, das nach Angaben der unabhängigen Pakistanischen Menschenrechtskommission massiv in die Wahlen in Pakisten eingegriffen habe.

Khan ist in dritter Ehe mit einer Sufi-Meisterin verheiratet. Ehefrau Nummer eins, die britische Milliardärstochter Jemima Goldsmith twitterte nach Khans Aussage, dass Frauen sich durch Kleidung vor Vergewaltigungen schützen sollen: "Und wieder. Seufz."