Keine andere europäische Regierung hat ein so engmaschiges, flächendeckendes Testangebot, das noch dazu gratis ist, ausgerollt wie die österreichische. Nahezu überall kann man sich fast rund um die Uhr testen lassen, nicht nur in Teststraßen, Apotheken, Gemeindeämtern, auch zu Hause (Gurgel- oder Selbsttests) oder an Schulen. Damit soll einerseits die Pandemie unter Kontrolle gehalten werden, zum anderen ermöglicht es die Rückkehr zum prallen Leben – und den Zutritt ins Gast- und Kaffeehaus, ins Theater, Kino, Fitnessstudio.

Nur eine Verlegenheitslösung

Doch das ist kein Dauerzustand. Die Tests verstehen sich als Übergangs-, eigentlich als Verlegenheitslösung. In ferner Zukunft soll nur in Spitälern, Gesundheitszentren, an epidemiologisch sensiblen Orten getestet werden. Schon heute sieht das 3-G-Regime vor, dass Geimpfte, deren Erststich 22 Tage zurückliegt, sich nicht mehr testen lassen müssen.

Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner hat mit der Bemerkung aufhorchen lassen, im Ländle werde man angesichts der hohen Durchimpfungsrate die Testkapazitäten bald zurückfahren. Wie sieht es der Bund?

"Noch lange gratis Testangebote"

Auf Nachfrage der Kleinen Zeitung heißt es im Umfeld von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein, man werde „im Zusammenhang mit dem Impffortschritt gegebenenfalls Anpassungen vornehmen.“ Auf Zeitpläne will man sich nicht einlassen, nur eines erscheint logisch: Solange nicht alle impfwilligen Personen an der Reihe waren – inklusive der 22 Tage, werde sich wenig am Testregime ändern.

Tourismus setzt auf breites Angebot

Einer Reduktion des Angebots stehen die Interessen des Tourismus entgegen, der auf eine hohe Auslastung im Sommer hofft und auf niederschwellige Tests für Gäste angewiesen ist. Bekanntlich können sich Touristen überall testen lassen - ausgenommen Apotheken.

Impfpflicht durch die Hintertüre?

Ob bzw. wann die Tests nicht mehr gratis sein sollen, darüber will man im Gesundheitsministerium nicht spekulieren. „Es wird sicher noch lange gratis Testangebote geben“, heißt es in Mücksteins Umgebung. Tests sind überhaupt nicht billig, in anderen Ländern kosten PCR-Tests zwischen 20 und 60 Euro. Die Frage ist freilich eine hochpolitische: Ein Abgehen von Gratistests bringt unweigerlich Nicht-Impfwillige unter Zugzwang, ein solcher Schritt würde von der Opposition als „Impfpflicht über die Hintertüre“ politisch ausgeschlachtet werden.