Superwahltag in Großbritannien: Am Donnerstag stehen in Schottland und Wales Parlamentswahlen an, in England Kommunalwahlen. International steht Schottland mit seinen rund fünf Millionen Wählern im Fokus. Niemand zweifelt daran, dass die seit 14 Jahren durchgehend regierende Schottische Nationalpartei SNP erneut gewinnt.

Mit einem klaren Mandat will Regierungschefin Nicola Sturgeon aber „alle Möglichkeiten ausschöpfen“, um Schottland in die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich zu führen. Sturgeon spricht von der wichtigsten Wahl „in Schottlands Geschichte“.

In der BBC schwächte die 50-Jährige nun allerdings ab: „Ich glaube nicht, dass wir in diesem Moment ein Referendum vorschlagen sollten.“ Zuerst müsse das Land sicher aus der Coronakrise geführt werden. Mit ihrer besonnenen Art kommt sie gut an.

Streit innerhalb der SNP

Zwar hat die Schottische Nationalpartei massiv unter dem Streit gelitten, der über Wochen öffentlich und vor Gericht zwischen dem früheren SNP-Chef Alex Salmond und seiner politischen Ziehtochter Sturgeon tobte. Doch der von London erhoffte irreversible Schaden für die SNP und die Unabhängigkeitsbewegung trat nicht ein.

Laut Umfragen könnte die SNP zusammen mit den Grünen und Alba - die neugegründete Partei von Alex Salmond - genug Rückhalt haben, um ein erneutes Referendum über die Unabhängigkeit abzuhalten.

Sturgeon, Jahrgang 1970, steht für Veränderung. Schon als 16-Jährige trat sie aus Zorn über die Politik der „Eisernen Lady“ Margaret Thatchers, die nur die „soziale Ungleichheit“ gefördert habe, der SNP bei. 1999 wurde die Tochter eines Elektrikers, die mit SNP-Geschäftsführer Peter Murrell verheiratet ist, erstmals in das junge schottische Parlament gewählt. 2014 trat sie als erste Frau an die Spitze der schottischen Regierung, 2016 wurde sie erneut Schottlands Erste Ministerin. Als Regierungschefin des Landes hinter dem Hadrianswall sieht sich die Juristin als Stachel im Fleisch der britischen Regierung.