Was erwartet mich, wenn ich am 19. Mai ins Gasthaus gehe?
ELISABETH KÖSTINGER: Zuallererst einmal ein sehr erleichterter und motivierter Gastgeber. Die ganze Tourismusbranche freut sich unglaublich aufs Aufsperren. Es geht aber nicht ohne Sicherheitsbestimmungen, also Eintrittstests, Maskenpflicht, Abstandsregeln.

Wer kontrolliert die Eintrittstests? Der Kellner?
So wie beim Friseur wird man im Lokal belegen müssen, ob man geimpft, getestet oder genesen ist.

Sie haben die Registrierung unterschlagen, gegen die die Wirte im letzten Jahr Sturm gelaufen sind mit dem Argument, wir sind weder die Polizei noch die Gesundheitsbehörden.
Jeder Wirt, jeder Gast muss sich dessen bewusst sein, dass wir immer noch in einer Pandemie sind. Im Kampf gegen das Virus ist die Nachverfolgung der Kontakte ganz entscheidend. Mein oberstes Ziel ist, die Branche zu öffnen und nicht mehr schließen zu müssen. Es gibt aber keine Garantie.

Im letzten Herbst haben sich viele als Donald Trump, als Donald Duck eingetragen. Haftet der Gastronom für die Richtigkeit der Angabe?
Es gibt keine bundesweit einheitliche Regelung für die Registrierung, die Umsetzung ist Ländersache.

Es wird auch bei den Registrierungen einen Fleckerlteppich geben?
Die letzten Monate haben gezeigt, dass regionale Maßnahmen und Umsetzungen durchaus sinnvoll sind. Die Bundesländer werden das sehr gut regeln.

Was ist, wenn ich nicht getestet bin, aber kurzfristig auf ein Bier ins Lokal gehen will? Kann ich mich vor dem Lokal testen?
Wir haben uns darauf verständigt, dass das Gesundheitsministerium eine Liste von Institutionen, Orten, Personen erstellt, die Selbsttests unter Aufsicht durchführen. Wir denken an ein ähnliches System wie an Schulen, wo der Lehrer das beaufsichtigt. Was man Zehnjährigen zutraut, kann man auch Erwachsenen zutrauen.

Der Hüttenwirt auf der Alm kann den Gast nicht in die Apotheke ins Tal hinunterschicken?
Der Hüttenwirt wird seinen Gästen kontrollierte Selbsttests anbieten können. Fest steht: Es muss für solche Fälle eine Lösung geben. Am Land fahre ich nicht 20 Kilometer zum Testen, um auf ein Bier zu gehen. 

Bei den Selbsttests hat die Behörde keine Garantie, wer den Test gemacht hat.
Es wird immer Leute geben, die den Ernst der Lage nicht verstanden haben. Wir brauchen aber dieses niederschwellige Angebot, das für jeden eine Testmöglichkeit bietet. Der Großteil der Menschen weiß, worum es geht und dass wir immer noch in einer Pandemie stecken.

Wird die Polizei den Wirt kontrollieren?
Das liegt in der Verantwortung der Gesundheitsbehörden. In gewissen Gegenden wird das wahrscheinlich zu locker gehandhabt. 

Sie meinen Migrantenkreise?
Die Behörden wissen, wo man genauer hinschauen muss, das betrifft nicht nur Migranten.

Wenn eine vierköpfige Familie spontan ins Gasthaus gehen will, die Eltern geimpft sind, die Kinder 10 und 12: Wie kommen die Kinder hinein?
Bei Kindern haben wir den Vorteil, dass sie im Rahmen der Schulen dreimal pro Woche getestet werden. Diese Tests sollen auch als Eintrittstests für das Gasthaus gelten.

Was ist in den Schulferien?
Wie die Rahmenbedingungen ab 1. Juli sind, hängt von der epidemiologischen Situation ab. Wir sind zuversichtlich, dass sich die Lage mit dem Impffortschritt stabilisiert.

Ab dem 19. Mai gibt es noch die Zettelwirtschaft. Ab wann gibt es die digitale Anwendung, also den Grünen Pass?
Die Elga erarbeitet das gerade im Auftrag des Gesundheitsministeriums. Ich hoffe, dass wir noch im Mai mit der digitalen Lösung startklar sind.

Vereinzelt heißt es, Österreich arbeite an einer Insellösung, die nicht mit der EU kompatibel ist?
Das ist doch Unsinn. Es war ja Österreich, das sich auf europäischer Ebene für den Grünen Pass eingesetzt hat. An der gegenseitigen Anerkennung arbeiten wir Tag und Nacht, gerade für ein Tourismusland wie Österreich ist das ja besonders wichtig. Es wird die notwendigen Schnittstellen geben, damit ich mit meinem Grünen Pass etwa in Schweden Urlaub machen kann.

Und der Kellner sieht dann, wann ich krank war, welchen Impfstoff ich bekomme haben?
Die gesundheitsbezogenen Daten unterliegen allerhöchsten Schutzstandards. Der Wirt muss nur wissen, ob ich getestet, geimpft oder genesen bin. Alles andere geht ihn nichts an. 

Was ist, wenn deutsche Touristen, die nicht geimpft sind, auf Urlaub kommen? Der Test für die Einreise erlischt nach 48 oder 72 Stunden?
Es ist klar, dass wir in Tourismushochburgen Testangebote für die Gäste anbieten müssen. Für ein Urlaubsland ist das unverzichtbar. Für Gäste gelten, was die Zutrittstests angeht, die gleichen Regeln wie für Einheimische. Die Tests sind kein Selbstzweck. Ziel ist ja, dass wir so niederschwellig testen, um Infizierte so schnell wie möglich herauszufischen.

Sind die Selbsttests für Touristen gratis? 
Ich halte das für sinnvoll. Unser Interesse ist, dass Urlauber zu uns kommen. Früher wollten die Gäste wissen, ob es Gratis-WLAN, einen Gratis-Parkplatz gibt. Jetzt ist oft auch buchungsentscheidend, wie die Corona-Maßnahmen sind. Oberste Maxime sind und bleiben die Sicherheit und die Gesundheit der Gäste, aber auch der Beschäftigten. Wir haben das europaweit größte Testprogramm für Beschäftigte etabliert und allein dort bislang 1,2 Millionen PCR-Tests gemacht.  

Alle wollen aufsperren. Kann es sein, dass es sich für manchen Wirt nicht rechnet, wenn er statt 100 Gäste nur 50 bewirten darf?
Wenn jemand nach der Öffnung aufgrund der Regeln weniger Gäste empfangen kann und deutliche Umsatzeinbußen hat, bekommt er weiterhin den Ausfallsbonus. Das haben wir so vereinbart. Das gilt bis zum Ende der Pandemie. Wir haben alles getan, um die Betriebe durch die Krise zu tragen. Sie sind unverschuldet in die Krise geschlittert. Wir werden nicht auf den letzten Metern aufhören.

Dem Tourismus bereitet der Fachkräftemangel großes Kopfzerbrechen. Was wollen Sie dagegen tun?
Damit haben wir uns schon vor dem Ausbruch der Pandemie sehr intensiv beschäftigt. Wir brauchen mehr Mobilität. In Wien sind gleich viele Köche arbeitslos, wie in anderen Regionen gesucht werden. 

Sollen die Wiener Köche dann nach Kärnten oder Tirol übersiedeln?
Das werden wir diskutieren müssen. Wir wollen das Land wieder zurückführen zum alten wirtschaftlichen Erfolg. Da muss jeder mitwirken.

Kann ich zu Pfingsten, wenn in Österreich alles geöffnet ist und die Quarantänepflicht bei der Rückkehr wegfällt, nach Grado, Piran, Pula fahren?
Wir haben vereinbart, dass mit 19. Mai Getestete, Genesene, Geimpfte, sofern sie nicht in einem Hochrisikoland waren, nicht mehr in Quarantäne gehen müssen. Was Italien, Slowenien, Kroatien machen, wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Deshalb empfehle ich weiterhin, Urlaub in Österreich zu machen.

Das wird den Reisebüros nicht gefallen.
Auch hier eine dringende Empfehlung: Wer ins Ausland fährt, sollte das unbedingt im Reisebüro buchen. Wir haben im Haus Tausende Streitfälle, wo Leute über Online-Plattformen gebucht und das Geld nicht zurückbekommen haben. In den Reisebüros gibt es kompetente Beratung und immer einen Ansprechpartner, wenn es Probleme gibt.

Sind die Öffnungen am 19. Mai verantwortungslos?
Wir öffnen unter scharfen Auflagen. Wenn in einer Region, denken Sie an Bregenzerwald, die Lage kritisch wird, werden in dieser Region die notwendigen Maßnahmen gesetzt, etwa Ausreisetests und dergleichen.

In Vorarlberg gehen gerade die Zahlen wieder ordentlich hinauf. Ein Ende ist nicht in Sicht. War die gleichzeitige Öffnung aller Branchen im Ländle nicht ein Fehler?
Nein. Wir haben uns darauf verständigt, dass wir regionale Maßnahmen setzen, wenn es regionale Probleme gibt. Das hat sich bisher sehr gut bewährt, dabei bleibt es. Das haben wir in den letzten Monaten gelernt.  

Wo werden Sie Urlaub machen?
Ich werde meinen Urlaub in Österreich verbringen.