RUSSLAND Keine Schmeicheleien

Wladimir Putin gehört bisher nicht zu jenen, die Joe Biden zum Wahlsieg gratuliert haben. Der russische Staatschef hatte 2016 auf Donald Trump gesetzt. Der hat ihn enttäuscht, etwa was ein Ende von Sanktionen betraf. Biden aber verspricht, die russische Zivilgesellschaft in ihrem Kampf gegen „Putins kleptokratisches, autoritäres System“ zu unterstützen. Zu schätzen wissen wird Moskau Bidens Berechenbarkeit und sein Interesse an gemeinsamen Rüstungsabkommen.

GROSSBRITANNIEN Boris Johnson ist nicht begeistert

Es gibt wohl kaum einen Staatschef in Europa, den die Abwahl Donald Trumps so sehr trifft wie den britischen Premier Boris Johnson: Trump unterstützte den Brexit, auch einen harten Ausstieg aus der EU. Er hatte Johnson im Gegenzug ein „großartiges“ Freihandelsabkommen mit den USA in Aussicht gestellt. Biden dagegen stellte klar: Wenn Johnson bei seinen Brexit-Manövern den Frieden in Nordirland riskiert, kann er sich ein Abkommen in die Frisur schmieren.

DEUTSCHLAND Ein Ende der Beziehungskrise

Donald Trump hat in seinen vier Amtsjahren Berlin kein einziges Mal besucht, er drohte mit Autozöllen und Nato-Austritt. Unter Biden wird sich das Verhältnis grundlegend ändern. Schon am ersten Tag werde er seinen Verbündeten mitteilen: „Wir sind wieder da“, versprach er. Auch Biden wird fordern, dass Berlin mehr Geld für die Verteidigung ausgibt, auch er ist kein Freund der Russland-Pipeline Nord Stream 2. Aber geredet wird unter Freunden.

IRAN, SAUDI-ARABIEN, ÄGYPTEN Druck auf Diktatoren

Trump hatte einseitig das Atomabkommen mit dem Iran aufgekündigt und Teheran mit Sanktionen überzogen. Biden signalisierte Gesprächsbereitschaft, sofern Teheran sich in der Region konstruktiv verhält. Irans Präsident Rohani signalisierte gestern Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Biden.
Gegenüber Saudi-Arabien kündigte Biden an, dessen Krieg im Jemen nicht zu unterstützen. Ägyptens Staatschef al-Sisi, den Trump einmal als seinen „Lieblingsdiktator“ bezeichnete, ließ Biden wissen, dass eine Kürzung der US-Finanzhilfe droht, wenn es keine Fortschritte bei den Menschenrechten gibt.

VEREINTE NATIONEN Rückkehr

Trump lehnte internationale Organisationen ab, Biden will an seinem ersten Tag im Amt dem Pariser Klimaabkommen wieder beitreten und gemeinsam gegen den Klimawandel angehen. Auch den Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation will er rückgängig machen.

ISRAEL Mehr Balance

Premier Netanjahu trauert Trump nach, der ihm sehr stark und einseitig entgegenkam. Biden gilt zwar als Freund Israels, allerdings auch als Anhänger der Zweistaatenlösung. Er wird die Interessen der Palästinenser stärker berücksichtigen.

CHINA Harter Wettbewerb

Was die Rivalität der USA mit der aufsteigenden Großmacht China betrifft, wird auch Joe Biden in der Wirtschaftspolitik und geostrategisch mit klarer Kante auftreten; hier dürfte sich sein Kurs nur wenig von jenem Trumps unterscheiden. Das Ringen mit der Regierung in Peking bleibt die wichtigste strategische Herausforderung für die USA. Biden könnte sich auch gegenüber China als prinzipienfester und deshalb als der unangenehmere Partner erweisen – etwa in Bezug auf die Repression gegen die Uiguren und die Knebelung Hongkongs.