Ein paar Tage Meeresluft schnuppern – diesen Traum wollten sich im denkwürdigen Coronasommer Nina Müller und Martin Gasser erfüllen. Um die Umwelt zu schonen, entschieden sich die beiden Kleine-Zeitung-Redakteure für Portoroz – noch dazu öffentlich mit dem Flixbus. „Die Anreise war vorbildlich“, erzählt Müller. „Alle trugen Maske, vom Desinfektionsmittel beim Einstieg wurde viel Gebrauch gemacht.“

Kein Hinweis bei der Buchung

Das böse Erwachen erfolgte auf der Rückreise. Die beiden Kollegen wollten noch Freunde in Kärnten treffen. Mit dem slowenischen Postbus ging es zuerst nach Laibach, dort stieg man in den Flixbus nach Villach um. Erst als der Bus am Bahnhof eintraf, wurde klar, dass er aus dem bulgarischen Plowdiw kam – ein Land mit Reisewarnstufe sechs. Aus der Buchung ging dies in keiner Weise hervor. „Vier von fünf Mitfahrenden trugen keine Maske“, empört sich Müller, „zumindest nicht über Mund und Nase. Die beiden Busfahrer auch nicht. Als hinter uns munter herumgehustet wurde, wurde uns flau im Magen.“

Nur die Pässe wurden kontrolliert

Die nächste Überraschung erfolgte bei der Einreise nach Österreich am Karawankentunnel. Auf Geheiß des Busfahrers setzten fast alle die Maske auf. Zwei Soldaten bestiegen den Bus, kontrollierten die Papiere und wünschten eine gute Weiterreise. Kein einziger Reisender wurde gefragt, ob er aus einer Risikoregion komme bzw. einen negativen Test vorweisen könne. 

Schieflage beim Assistenzeinsatz

Wer verantwortlich zeichnet, dass Österreichs Außengrenze einem Emmentaler gleicht? Im Außenministerium wird beteuert, dass man für die Reisewarnungen verantwortlich zeichne – aber nur für ins Ausland fahrende Österreicher. Für die Einreise liege die Verantwortung woanders. Im Innenministerium macht man kein Geheimnis daraus, dass an allen Außengrenzen sehr scharf kontrolliert werde – allerdings nicht, ob jemand Corona habe. Da möge man im Gesundheitsministerium nachfragen. Dort weist man die Verantwortung gar nicht von sich, für die Umsetzung seien allerdings Länder und Bezirke zuständig.

Zwei Teams im Einsatz

Bei der zuständigen Bezirkshauptmannschaft in Villach erfährt man, dass am Karawankentunnel zwei Soldatenteams im Assistenzeinsatz seien – eines unterstützt die Polizei, das andere die Gesundheitsbehörde. Letzteres komme aber auch am Wurzenpass zum Einsatz, deshalb unterblieb offenbar die Corona-Kontrolle am 1. August im Flixbus (im Unterschied zur Passkontrolle).

Dass man genügend Soldaten für den Polizei-, jedoch nicht für den Corona-Einsatz habe, liege an den Ressourcen des Heeres. Im Verteidigungsministerium weist man jeden Vorwurf zurück, für die Corona-Kontrollen zeichneten ausschließlich die Gesundheitsbehörden verantwortlich, man leiste gern Assistenz. In Kärnten wurden 115 Soldaten von der Polizei, 40 von den Gesundheitsbehörden angefordert – so die Schieflage.

Warten auf Stellungnahme

Bisher liegt uns keine Stellungnahme von Flixbus vor.