Zu Beginn des Kinderschutzgipfels im Vatikan signalisieren die italienischen Bischöfe Bereitschaft, die Einführung einer Anzeigepflicht gegen Priester bei Missbrauchsverdacht zu unterstützen. Ein dementsprechender Beschluss könnte bei der nächsten Versammlung der italienischen Bischofskonferenz (CEI) im Mai ergriffen werden, berichtete CEI-Präsident Kardinal Gualtiero Bassetti.

"Ich schließe nicht aus, dass dort, wo die Anklage glaubwürdig ist, eine Anzeigepflicht gelten wird. Dies gilt vor allem, wenn Gefahr auf Wiederholung des Missbrauchs besteht. Der Schutz der Minderjährigen muss prioritär sein", so Bassetti im Interview mit der italienischen Tageszeitung "Quotidiano nazionale" am Donnerstag.

Entschlossenes Vorgehen

Bassetti erklärte, er beteilige sich am Treffen im Vatikan mit dem Schmerz der Missbrauchsopfer im Herzen, die er vergangene Woche getroffen habe. Die Kinderschutzkonferenz im Vatikan bezeuge die Entschlossenheit, mit der die katholische Kirche gegen die Plage des Kindesmissbrauchs vorgehen wolle.

Anzeigepflicht für Kirchenmänner

Verbände von Missbrauchsopfern fordern schon seit Jahren die Einführung einer Anzeigepflicht für Kirchenmänner bei der Justiz der jeweiligen Länder. Die Anzeigepflicht müsse für Bischöfe, Seelsorger und Kirchenmitarbeiter gelten. Mit der Begründung, dass es im Vatikan keine Anzeigepflicht gebe, würden sich viele Bischöfe ihrer Verantwortung entziehen, des sexuellen Missbrauchs verdächtigte Geistliche der Justiz zu melden.

Missbrauchsopfer drängen auch auf eine Aufhebung des sogenannten päpstliches Geheimnisses. Sie werfen dem Vatikan vor, dass deswegen "unzählige Missbrauchsfälle" weltweit bisher nicht ans Licht gekommen seien. Das päpstliche Geheimnis ist eine Geheimhaltungspflicht von kirchlichen Amtsträgern in einer Reihe besonders heikler Angelegenheiten. Dazu zählen auch Strafverfahren gegen Kleriker. Nach Argumentation des Vatikan soll das päpstliche Geheimnis Beschuldigte wie Betroffene während der kirchlichen Strafverfahren schützen.