Der alte Chef wurde wegen Korruptionsverdacht festgenommen, über einen möglichen Nachfolge-Kandidaten hatte es einen erbitterten Streit geben: Nun wird offenbar der Südkoreaner Kim Jong-yang wird neuer Präsident der internationalen Polizeibehörde Interpol. Wie Interpol am Mittwoch auf Twitter mitteilte, wurde der Südkoreaner in Dubai von den Delegierten der Mitgliedsländer für zwei Jahre in das Amt gewählt. Er setzte sich damit gegen den bisherigen Vize-Interpol-Chef Alexander Prokoptschuk aus Russland durch, der als Favorit für den Posten galt.

US-Senatoren, aber auch die Ukraine und Litauen warnten vorseiner Wahl Prokoptschuks. US-Außenminister Mike Pompeo warb offensiv für den Kandidaten aus Südkorea: Kim Jong-yang war seit dem Rücktritt des bisherigen Chefs bereits übergangsweise an der Spitze von Interpol gestanden. Russland warf den USA vor, die Abstimmung beeinflussen zu wollen.

Die Abstimmung erfolgte geheim. Ob Österreich am Mittwoch für den russischen Kandidaten gestimmt hat, war vorerst unklar. "Die Stimme Österreichs wird nach sorgfältiger Abwägung der Qualifikationen der Kandidaten in geheimer Wahl abgegeben", hatte ein Sprecher des österreichischen Innenministeriums am Montagnachmittag gegenüber der APA erklärt. Gleichzeitig bestätigte er jedoch, dass der russische Kandidat für den Chefposten Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) bei dessen kürzlichem Besuch in Moskau vorgestellt worden sei.

Der bisherige Präsident, der Chinese Meng Hongwei, war im September in seiner Heimat festgenommen worden. Gegen ihn wird wegen des Verdachts ermittelt, "Bestechungsgelder angenommen" zu haben und in illegale Aktivitäten verwickelt gewesen zu sein.

Prokoptschuks jüngerer Bruder Igor ist seit 2010 als ukrainischer Botschafter bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) in Wien tätig. Das ukrainische Außenministerium bestätigte das Verwandtschaftsverhältnis der "Presse" (Mittwochausgabe).