Frauen verdienen in Österreich nicht nur weniger als Männer, ihre Pension fällt im Durchschnitt um 38 Prozent geringer aus als jene des Partners. Das hat vielfältige Gründe – unter anderem auch jenen, dass Frauen nach der Geburt ihres Kindes oft zu Hause bleiben und jahrelang fast nichts aufs Pensionskonto eingezahlt wird.

Als künftige Chefin der ÖVP-Frauen will Frauenministerin Juliane Bogner-Strauss in dem Punkt gegensteuern. In Hinkunft soll der Vater des Kindes die Hälfte des Pensionsbeitrags automatisch an die Mutter des Kindes abtreten – die Regelung orientiert sich am Kind. (Ob die Eltern verheiratet sind oder nicht, ist deshalb irrelevant.) Konkret sollen bis zu 50 Prozent der Teilgutschrift auf das Pensionskonto jenes Elternteils übertragen werden, der sich der Kindererziehung widmet (siehe Beispiel unten). Seit 2005 sieht das Gesetz bereits die Möglichkeit eines solchen Pensionssplittings vor, allerdings auf rein freiwilliger Basis. Seit 2010 haben nur 850 Paare diese Option in Anspruch genommen, in den meisten Fällen waren es übrigens Frauen, die den Männern ihre Ansprüche übertragen haben. Darüber hinaus will Bogner-Strauss das auf sieben Jahre begrenzte Splitting auf zehn ausdehnen. Ein Opt-out räumt den Eltern der Kinder die Möglichkeit ein, den Automatismus außer Kraft zu setzen. Wer nicht will, muss auch nicht.

„Mir geht es darum, dass zwischen Frau und Mann Gerechtigkeit herrscht. Es bleiben meistens diejenigen, die sich um das Kind kümmern, bei der Pension auf der Strecke. Das muss sich ändern“, begründet Bogner-Strauss im Gespräch mit der Kleinen Zeitung den Vorstoß, der am Samstag beim Bundestag in Graz, wo die Steirerin zur ÖVP-Frauenchefin gekürt wird, in einem Leitantrag verpackt wird. Das Modell steht nicht im Koalitionsabkommen, Bogner-Strauss muss erst den blauen Koalitionspartner von der Sinnhaftigkeit des Vorschlags überzeugen.

Die Neos, die vor Jahren die Forderung nach einem automatischen Splitting stellten, begrüßen die Initiative. „Ich freue mich, dass die ÖVP auf unsere Linie eingeschwenkt ist.“ Der Ansatz sei „richtig“, habe aber „einen Pferdefuß“, so Gerald Loacker. Das Splitting gelte nur, wenn einer der Partner zu Hause bleibe. Genau aus dem Grund steht die SPÖ der Idee kritisch gegenüber, weil man Frauen begünstige, die zu Hause am Herd bleiben. Bogner-Strauss kann sich vorstellen, dass dieser Passus gelockert wird.