Die Liste Pilz kämpft weiter mit internen Querelen. Nachdem Peter Kolba wie angekündigt am Mittwoch seinen Posten als Klubchef geräumt hatte, präsentierten sich Bruno Rossmann und Wolfgang Zinggl am Feiertag als neue Chefs der Liste.

Das Chaos um die Rückkehr von Listengründer Peter Pilz habe "in den letzten Wochen sicher viele Wähler vertrieben", erklärte Rossmann im "Ö1-Morgenjournal". Dafür entschuldige er sich. "Es war ein etwas rumpelhafter Start, den ich mir auch anders vorgestellt habe." Nun wolle er, gemeinsam mit Zinggl, die Liste "in ruhigeres Fahrwasser führen".

Warum Kolba gestern verkündete, nun ganz aus der Liste ausscheiden zu wollen, könne sich Rossmann nicht erklären. "Ich bedauere den Schritt von Peter Kolba sehr, ich kann ihn auch nicht nachvollziehen." Er selbst habe noch keine Gelegenheit gehabt, mit seinem ehemaligen Parteikollegen über dessen Entscheidung zu sprechen. Es wäre jedoch schön, wenn Kolba der Liste als Bürgeranwalt erhalten bleibe, erklärte Rossmann.

"Kein gutes Bild gemacht"

"Wir haben natürlich kein gutes Bild gemacht", sagte er zur Diskussion um den Mandatsverzicht von Martha Bißmann. Diese habe einen gut bezahlten Job aufgegeben, um in den Nationalrat einzuziehen, deshalb wäre es nur fair, ihr ein gutes Angebot zu machen. Pilz werde erneut Gespräche mit der Abgeordneten führen, er sei jedoch der Meinung, dass Bißmann ihr "geliehenes Mandat" an Pilz zurückgeben sollte. 

Es könnte zudem ein komplexes Umschichtungsverfahren geben. Sollte Kolba, der auf der niederösterreichischen Liste angetreten ist, diesen Schritt heute tatsächlich setzen, rückt Maria Stern nach. Sie müsste verzichten, Alfred Noll, der über die Bundesliste in den Nationalrat kam, auf ihrem Mandat nachrücken und Pilz könnte dann über das freie Bundeslisten-Mandat in den Nationalrat einziehen. Rossmann hält das aber für wenig realistisch. Er gehe davon aus, dass Stern das Mandat von Kolba annehmen werden.

Daran, dass Pilz zurückkehren soll, ließ Rossmann keinen Zweifel. "Das wollen alle im Klub haben", es werde nach Wegen gesucht, das zu ermöglichen. "Er wäre sicher ein Gewinn im Nationalrat", vor allem hinsichtlich der bevorstehenden U-Ausschüsse.

Dass sich die Partei mit der Bestellung von Rossmann und Zinggl für eine Doppelspitze entschieden hat, dürfte auch finanzielle Konsequenzen haben. Auf die Frage, ob beide nun jeweils das volle Gehalt eines Parteichefs - nämlich rund 15.0000 Euro pro Monat - beziehen werden, antwortete Rossmann: "Das ist noch nicht ausdiskutiert". Zinggl werde dieses Gehalt auf jeden Fall beziehen, da er als Chef formal eingetragen werde. Aber: "Für mich werden wir aber wohl eine ähnliche Lösung finden."

Weitere Krisensitzung kommende Woche

Die Liste Pilz will sich in den aktuellen Turbulenzen ein Wochenende gönnen und sich dann kommende Woche "zeitnah" zusammensetzen, um die neue Situation zu besprechen, wie es am Freitag aus der Partei hieß. Der interimistische Klubobmann Peter Kolba blieb indes dabei, dass er noch am Freitag sein Nationalratsmandat bei der niederösterreichischen Landeswahlbehörde zurücklegen will.

Ob die nach ihm gereihte Maria Stern das Mandat annimmt, war bis Freitagmittag offen - sie war für die APA nicht erreichbar. Verzichtet Stern, wäre das eine Rückkehrmöglichkeit für Peter Pilz, der sein Mandat nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung im Herbst nicht angenommen hatte. Das ginge so: Wenn Stern verzichtet, könnte Alfred Noll, der nun über die Bundesliste im Nationalrat sitzt, auf ihrem Mandat auf der niederösterreichischen Liste nachrücken, und Pilz könnte dann über das freie Bundeslisten-Mandat in den Nationalrat einziehen. In der Partei geht man aber davon aus, dass Stern das Mandat annehmen wird.

Offenbar hofft man im Umkreis des Parteigründers nach wie vor darauf, dass Martha Bißmann, die für Pilz nachgerückt war, ihren Platz wieder räumt. Die denkt derzeit aber nicht daran.

Genug vom Chaos in den eigenen Reihen hat jedenfalls Kolba, der diese Woche ursprünglich eigentlich nur die Funktion des Klubobmanns abgeben wollte, und nun überhaupt hinschmeißt: "Eine Partei, die sich das gefallen lässt, was Martha Bißmann diese Woche aufgeführt hat, die ist am Ende", sagte Kolba der APA. Er werde sein Mandat heute noch bei der Landeswahlbehörde zurücklegen. Mehr wollte Kolba am Freitag nicht sagen.