Nikolaus Kowall gab am Freitag in der Früh auf Twitter bekannt, seine Kandidatur um den Chefposten bei der SPÖ zurückzuziehen. Die Karten für die Mitgliederbefragung zum SPÖ-Parteivorsitz seien neu gemischt, seit Andreas Babler seine Kandidatur bekannt gegeben habe.

"Mein Credo war, wenn wer gewichtigerer als Alternative zu Pam und Dosko in den Ring steigt, dann lasse ich der Person den Vortritt. Ich stehe zu meinem Wort und ziehe meine Kandidatur zurück. Die Stimmen sollen sich nicht zwischen Andi Babler und mir aufsplitten", schreibt Kowall auf Twitter.

Im Interview mit der Kleinen Zeitung übte Kowall scharfe Kritik an den chaotischen Rahmenbedingungen für Mitgliederbefragung und Parteitag. Aber wer sei verantwortlich für diese Beschädigung? "Rendi-Wagner ist nicht hauptverantwortlich. Christian Kern hat hingeschmissen, sie hat es durchgezogen. Die Quertreiberei kam aus dem Burgenland. Dass Doskozil nun genau dafür mit einer Mitgliederbefragung belohnt wird, lässt mich fassungslos zurück. Und das Präsidium hat dem Ganzen zugeschaut." 

Babler steigt in den Ring

Donnerstagabend gab mit dem Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler ein weiterer prominenter Sozialdemokrat seine Kandidatur bekannt. Insgesamt sind es schon sechs Personen, die mit Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner um den Parteivorsitz rittern wollen, in Medienberichten war aber auch schon von einem Dutzend die Rede. Vor der Deadline für die Befragung stieg auch die Zahl der Parteimitglieder.

In der ORF-"ZiB 3" bekannte sich Babler zur basisdemokratischen Entscheidungsfindung: "Mitgliederentscheid heißt natürlich auch Stichwahl, wenn die notwendig sein sollte."

Freitagvormittag meldete sich der ehemalige BZÖ-Politiker Gerald Grosz zu Wort. Er sei nun Parteimitglied und werde sich "um das Amt des Bundesparteivorsitzenden der SPÖ" bewerben, heißt es in einem Schreiben an die Partei. "Das Beitrittsansuchen des Rechtspopulisten Gerald Grosz wird natürlich abgewiesen. Grosz repräsentiert das Gegenteil der Grundsätze der Sozialdemokratie", hieß es aber aus der SPÖ. Grosz wolle nun seine Katze nominieren.

Die steirische Landespartei zeigt sich kulanter. "Sollten Sie sich tatsächlich von Ihrer politischen Vergangenheit distanzieren wollen und ihre bisherigen ideologischen Überzeugungen überdacht haben, lade ich Sie gerne im Laufe der nächsten Wochen zu einem persönlichen Gespräch zu mir in die Landesorganisation der SPÖ Steiermark ein, um uns dies glaubhaft darzulegen", schrieb ihm Landesgeschäftsführer Florian Seifter. "Sollten Sie Ihren Antrag auf Beitritt danach noch aufrecht erhalten, werden wir jene Gremien damit befassen, die darüber zu entscheiden haben."

Entscheidung am Sonderparteitag

Von 24. April bis 10. Mai können SPÖ-Mitglieder über die Parteiführung abstimmen. Die endgültige Entscheidung soll ein Sonderparteitag am 3. Juni bringen. Dem vorangegangen waren schon seit längerem andauernde Querelen zwischen Parteichefin Rendi-Wagner und Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Endgültig eskaliert war die Lage nach den Stimmeneinbußen der SPÖ bei der Kärntner Landtagswahl.