Viele schaurige Aspekte der österreichischen Nazi-Vergangenheit sind bereits aufgearbeitet worden, ein besonderer Teil liegt noch im Verborgenen: das Wirken der Polizei in den Jahren 1938 bis 1945. In den kommenden Wochen werden Historiker damit beginnen, in den Kellern von Ministerien und Polizeibehörden gelagertes Material auszuwerten. Besondere Brisanz besitzen Personalakten, die bisher de facto unter Verschluss waren.

"Wir versprechen uns davon einen wesentlichen Schritt zur Aufarbeitung dieses dunklen Themas", erklärt die Grazer Historikerin Barbara Stelzl-Marx, die das Projekt federführend leitet. Der Auftrag kam 2021 vom damaligen Innenminister Karl Nehammer, in das Vorhaben sind die Universität Graz, das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), die KZ-Gedenkstätte Mauthausen und das Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung eingebunden.

Besonderes Augenmerk wollen die Historiker auch auf die Zeit nach 1945 legen, also auf die Phase der Entnazifizierung und Versuche, gewisse Polizisten wieder schnell im Polizeiapparat zu reintegrieren.