Fragt man Burgenlands Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil (SPÖ), ob er gerne bei einer Nationalratswahl 2024 roter Spitzenkandidat anstelle der Parteichefin Pamela Rendi-Wagner wäre, sagt er "eher nein". Sicherheitshalber ließ die burgenländische SPÖ aber abfragen, wie gut ihr Parteichef abschneiden würde.

"Überrascht, dass das so deutlich ist", zeigt sich auch der rote Landesgeschäftsführer Roland Fürst: Würde am kommenden Sonntag gewählt werden, würde die SPÖ unter Parteichefin Rendi-Wagner den ersten Platz mit 27 Prozent erobern, haarscharf vor der FPÖ (25 Prozent). Mit Hans-Peter Doskozil hätte die SPÖ hingegen 32 Prozent, die FPÖ nur 21. Mit dem Burgenländer an der Spitze gewinnt die SPÖ also an fünf Prozentpunkte – und baut den Vorsprung auf die FPÖ von zwei auf elf Prozentpunkte aus.

Doskozil verliert bei SPÖ, gewinnt aber an ÖVP- und FPÖ-Stimmen

Die SPÖ Burgenland ließ dafür von Peter Hajek 800 Personen in ganz Österreich befragen, die Schwankungsbreite liegt bei 3,5 Prozent. Fünf Prozentpunkte mehr als die amtierende Parteichefin sei "schon auffällig", sagt auch Hajek gegenüber der Kleinen Zeitung. Besonders interessant findet der Meinungsforscher die Wählerströme: Parteichefin Rendi-Wagner könne deutlich mehr SPÖ-Wählerinnen und -Wähler halten, Doskozil gewinne aber deutlich mehr Stimmen von ÖVP und FPÖ.

Das sei besonders wichtig, da es seit geraumer Zeit kaum einen Austausch zwischen dem Mitte-linken und Mitte-rechten Lager gebe, sagt Hajek: "Wenn ich als Sozialdemokratie oder ÖVP Stimmen gewinnen will, muss ich ins andere Lager herüberstrahlen. Das passiert bei Doskozil."

Der Grund sei wohl vor allem das Migrationsthema, bei dem sich der burgenländische Landeshauptmann deutlich rechter positioniert als die Bundespartei, sagt der Meinungsforscher. Der burgenländische Mindestlohn oder die Pflege-Reform des Landes würden dem allein regierenden Landes-Fürsten zwar ein "Macher-Image" verleihen, seien aber wohl für Stimmengewinne von rechts weniger relevant.

Kein "Projekt-Ballhaus-Burgenland"

Das für den Burgenland-Chef schmeichelhafte Ergebnis erschien wenig überraschend schnell im Wiener-Boulevard. Im Bund wird die erneute Stichelei aus dem Burgenland ungern gesehen, Landesgeschäftsführer Fürst sieht in der Umfrage aber kein Problem: Man werde in diese Rolle von Medien und politischen Gegnern "gedrängt". Ein "Projekt-Ballhaus-Burgenland" gebe es nicht – "und wenn, dann würden wir das anders machen", versichert Fürst.

Im Gegenteil: "Viele fragen sich, warum die Sozialdemokratie eigentlich in Umfragen um Platz 1 zittern muss", sagt Fürst. Die Landespartei habe mit der Umfrage daher testen wollen, ob Landes-Themen wie der Mindestlohn von 1700 Euro netto auch im Bund funktionieren würden. Tatsächlich wurden die 800 Personen der Umfrage-Serie auch hierzu befragt – diesmal ohne Nennung des burgenländischen Landeschefs. Er sei da auch "im konstruktiven Austausch" mit der Bundespartei, dass die SPÖ die Themen Asyl und Migration stärker besetzen solle, erklärt Fürst – und man müsse diese Diskussion "auch in der Öffentlichkeit führen".

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch betonte im Ö1-"Mittagsjournal", es stehe jedem frei, Umfragen zu machen. Wichtig sei eine konstruktive Zusammenarbeit. Auf die Frage, ob Doskozil konstruktiv genug sei, sagte er: "Es geht nicht um mein persönliches Gefühl, sondern es geht darum, dass Geschlossenheit - das zeigt ja auch die Geschichte und dazu hat vor wenigen Wochen auch Doskozil aufgerufen - die Partei noch immer am stärksten gemacht hat." Differenzen bei den Themen Asyl und Migration sieht Deutsch nicht. In der SPÖ gelte nach wie vor das 2018 beschlossene Migrationspapier.