Seit unserem letzten Gespräch haben Sie eine Wahl geschlagen. Wie sehr unterscheidet sich Ihr Leben heute von dem vor eineinhalb Wochen?
DOMINIK WLAZNY: Wenig. Ich dachte, dass es danach ruhiger wird. Doch es geht munter weiter. Ich bin noch am Aufarbeiten des Prozesses.

Sie konnten bei der Hofburg-Wahl Platz drei erringen, in Wien sogar Platz zwei. Hat Sie dieses Ergebnis überrascht?
Mich hat die Welle überrascht, die damit einhergeht. Alle fragen: „Wos mocht der jetzt?“ Auf einmal bin ich der Einzige, der zur Nationalratswahl befragt wird, die in zwei Jahren ansteht. Ich hätte nicht gedacht, dass mich das so in den Fokus rückt.

Ein Grund für diesen Fokus ist der Umstand, dass Ihr Ergebnis als Weckruf für Traditionsparteien gesehen wird.
Es sollte den Parteien nicht nur das zu denken geben. Ich habe immer gesagt, dass eine von der Coronakrise gebeutelte und in Sorge über das Klima lebende Jugend zu wenig Gehör findet. Auch die, die noch nicht wählen dürfen, werden vergessen. Jetzt sehen wir: Die fühlen sich nicht abgeholt, und es holt sie auch keiner ab. Ich hätte mir gewünscht, dass es für diese Erkenntnis kein Wahlergebnis braucht. Denn das Problem ist hausgemacht.

Sehen Sie sich auch als eine Art Projektionsfläche für die Sehnsüchte der Jungen?
Es liegt außerhalb meines Einflussbereiches, was in mich hineinprojiziert wird. Ich habe kandidiert und Themen gesetzt, die mir wichtig sind. Kids wollen mitgestalten, Gehör finden, sie sind politisch interessiert. Das darf man nicht kleinreden.

Die Furcht, dass sich die Jugend ganz von der Politik abwenden könnte, ist groß.
„Die Politik“ ist ein allgemeiner Begriff. Ich glaube, dass jeder Einzelne die Jugend abholen könnte. Dazu braucht es keine Parteigremien, die jetzt wohl hektisch tagen. Jeder Bürgermeister oder Gemeinderat könnte hier klare Worte finden. Nichts anderes habe ich ja gemacht.