Die Volkspartei geht als erster Verlierer aus der Landtagswahl in Tirol: Mit 34,7 Prozent und einem Minus von fast zehn Prozentpunkten im Vergleich zu 2018 wird man im schwarzen Kernland nur deshalb leben können, weil man vor der Wahl besonders tief gestapelt hat. Doch Wahltagsbefragungen von ISA und SORA im Auftrag des ORF zeigen, dass die Zukunft für die ÖVP Tirol wenig rosig aussieht.

Denn die Inhalte der Volkspartei standen für deren Wählerinnen und Wähler offenbar im Hintergrund: Nur 13 Prozent, also nicht einmal jeder Achte, nannte die inhaltlichen Standpunkte der Partei als Hauptmotiv dafür, ÖVP zu wählen. An erster Stelle stand für die persönliche Konstanz: "Ich wähle immer diese Partei" erklärten 28 Prozent der von ISA und SORA befragten ÖVP-Wählerinnen und Wähler. Dahinter wurde Spitzenkandidat Anton Mattle (18 Prozent) und die bisherige Arbeit der Partei (15 Prozent) genannt.

Bei allen anderen Parteien in Tirol standen für deren Wählerinnen und Wähler die Inhalte im Vordergrund: Bei der SPÖ nannten 36 Prozent die inhaltlichen Standpunkte als ausschlaggebend, bei FPÖ und Liste Fritz 25 Prozent und bei den Grünen 61 Prozent. Insgesamt wurden 1230 Personen befragt, die Schwankungsbreite hängt von der Partei ab: ÖVP ±6,0 Prozent, FPÖ ±7,4 Prozent, SPÖ ±7,6 Prozent, Grüne ±10,0 Prozent, Fritz ±10,2 Prozent.

ÖVP bei den Jungen nur auf drittem Platz

Der Grund für den hohen Stellenwert des bisherigen Wahlverhaltens könnte im fortgeschrittenen Alter der ÖVP-Wählerinnen und Wähler zu finden sein: Hätten nur Menschen über 60 wählen dürfen, hätte die ÖVP die Hälfte aller Stimmen in Tirol erhalten. Das zeigt eine weitere Wahltagsbefragung von ISA und SORA mit einer Schwankungsbreite von ±8,3 Prozent.

Wäre hingegen nur die Jugend zur Wahl gegangen, wäre sich für die Volkspartei nur der dritte Platz ausgegangen: Lediglich 17 Prozent der unter 30-Jährigen haben laut der Wahltagsbefragung der ÖVP ihre Stimme gegeben. Die FPÖ hat demnach 24 Prozent der jungen Wählerinnen und Wähler erreicht, die SPÖ 22 Prozent. Mittelfristig wird sich die Volkspartei also überlegen müssen, wie sie auch jüngere Schichten anspricht.