Vor wenigen Jahren waren sie noch enge Parteifreunde und langjährige Weggefährten. Doch ein Ibiza-Video und eine Wahlschlappe später haben sich die beiden ehemaligen FPÖ-Parteichefs Heinz-Christian Strache und Nachfolger Norbert Hofer heute wenig zu sagen. Heute treffen der frühere Vizekanzler und der Dritte Nationalratspräsident im Wiener Straflandesgericht aufeinander. Dort muss sich Strache derzeit - gemeinsam mit dem ebenfalls angeklagten Immobilienunternehmer Siegfried Stieglitz- wegen des Vorwurfs der Bestechlichkeit bzw. Bestechung verantworten. Hofer ist dort heute als Zeuge geladen.

Zur Erinnerung: Laut Anklage soll Ex-Parteichef Strache seinen engen Freund Stieglitz einen Aufsichtsratsposten bei der Asfinag verschafft haben. Als Gegenleistung soll Geld von Stiglitz als Spende an einen FPÖ-nahen Verein geflossen sein. Strache selbst hatte im bisherigen Prozess seinen Einfluss auf diese Bestellungen heruntergespielt.

Kein Druck von Strache

Strache habe bei der Bestellung von Aufsichtsratspositionen zwar Wünsche geäußert, Druck sei aber weder von ihm noch von anderer Seite auf ihn als damaligen Infrastrukturminister ausgeübt worden, sagt Hofer bei seiner Befragung. Er bestätigt damit die Aussage von Strache, der fehlenden Einfluss beteuerte. Auch gegen Hofer war in dieser Causa ermittelt worden, das Verfahren wurde aber eingestellt.

Die Entscheidung zur Bestellung von Aufsichtsräten habe Hofer jedenfalls immer er selbst getroffen, er sei nicht an Vorschläge gebunden gewesen. Es habe damals durch persönliche Kontakte oder Vorschläge aus den Bundesländern diverse Namen gegeben, deren Lebensläufe seien dann gesichtet worden. "Es war nicht ganz einfach, weil das Ministerium so groß war", sagt Hofer. Man habe zahlreiche Posten zu besetzen gehabt. Neben fachlicher Eignung sei auch die persönliche Weltanschauung der Kandidaten ausschlaggebend gewesen. Dies alles habe für Hofer ein stimmiges Gesamtbild ergeben müssen.

Keine Bestechung durch Dubai-Einladung

Mit Stieglitz sei auch Hofer befreundet gewesen, er habe ihn über Strache kennengelernt. Er habe für ihn ausreichend Erfahrung für den Posten mitgebracht, Stieglitz fehlender akademischer Abschluss sei deshalb kein Hindernis gewesen. Von Spenden an den FPÖ-nahen Verein "Austria in Motion" durch Stieglitz habe Hofer erst später erfahren, sagt er.

Neben Strache habe übrigens auch Hofer Stieglitz Einladung nach Dubai zu dessen Geburtstag abgelehnt. Das hätte eine schlechte Optik zur Folge gehabt, zeigt sich Hofer überzeugt. Er habe sich durch die Einladung jedenfalls nicht bestochen gefühlt.

Grasser-Prozess ab Montag

Nach Ende des heutigen Verhandlungstages geht es Mitte Juli weiter, das Urteil wird frühestens am 29. Juli erwartet. Am Montag nimmt inzwischen ein anderer früherer FPÖ-Politiker im Verhandlungssaal des Wiener Straflandesgerichtes Platz. Der bereits in den Causen Buwog und Terminal Tower Linz nicht rechtskräftig verurteilte Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser muss sich zum Vorwurf der Steuerhinterziehung aus seiner Zeit als Manager bei Meinl Power Management verantworten. Grasser beteuert seine Unschuld.