Nicht wenige Delegierte, Gäste, Beobachter oder Journalisten hatten am Samstag am ÖVP-Parteitag ein ungutes Gefühl: 1200 Personen auf engstem Raum in der Grazer List-Halle – geht das virologisch überhaupt? Ist das kein Superspreader-Event? Nur einige wenige trugen Masken.

Offenbar war dem Kanzler selbst nicht ganz wohl dabei, sonst hätte er sich nicht zu Beginn seiner Rede zu der unglücklichen Bemerkung hinreißen lassen: „So viele in so einem kleinen Raum heißt auch: So viele Viren, aber jetzt kümmert es uns nicht mehr. Schön, dass ihr da seid!“ Für diesen Sager entschuldigte sich Karl Nehammer schließlich am Dienstag.

Die Frage, die sich so mancher Teilnehmer stellte: Entsprach der Parteitag überhaupt den Corona-Bestimmungen? Das Pikante dabei: In der Zwischenzeit sind alle Obergrenzen gefallen, auch sind die 3G-Regeln Geschichte. Bei Veranstaltungen mit mehr als 500 Gästen bedarf es zwar eines Covid-19-Beauftragten wie auch eines Covid-19-Präventionskonzepts – davon ausgenommen sind allerdings Veranstaltungen von Organen von politischen Parteien.


In der ÖVP-Parteizentrale wird allerdings beteuert, dass man trotz der Ausnahmeregel ein Coronakonzept erstellt und einen Corona-Beauftragten nominiert habe. Unter anderem wurden Desinfektionsmittelspender überall angebracht, ein Isolationsraum (für die Absonderung von Personen mit Symptomen) eingerichtet, die Oberflächen regelmäßig gereinigt, auch die sanitären Räume regelmäßig desinfiziert. Bis jetzt sind keine Ansteckungen bekannt.