Jetzt ist es amtlich: 2020, im ersten Jahr der Corona-Pandemie, ist Österreichs Treibhausgas-Ausstoß massiv zurückgegangen. 6,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent weniger als 2019 verzeichnet das Umweltbundesamt in seiner soeben veröffentlichten Treibhausgas-Bilanz. Das entspricht einem Rückgang von 7,7 Prozent auf 73,6 Millionen Tonnen.

Den stärksten Beitrag hat der Verkehrsbereich geleistet, ansonsten Österreichs größtes Sorgenkind im Klimaschutz, in dem die zerstörerischen Abgase in den Jahren davor entgegen aller Ziele weiter zugelegt hatten. Weil die Menschen der Corona-Maßnahmen wegen aber 2020 weniger unterwegs waren, sind die Emissionen in jenem Jahr um 13,5 Prozent gefallen. Auch die Abschaltung von Österreichs letztem Kohlekraftwerk im steirischen Mellach und der Rückgang der Stahlproduktion um ein Zehntel haben zu dem Rückgang beigetragen.

"Erwarten weitgehende Normalisierung 2021"

„Die Pandemie hat sich drastisch auf viele Wirtschafts- und Lebensbereiche ausgewirkt und damit auch zu einer Reduktion der Treibhausgas-Emissionen geführt“, sagt Günther Lichtblau, Klimaexperte des Umweltbundesamtes. „Für 2021 erwarten wir allerdings wieder eine Emissionszunahme durch eine weitgehende Normalisierung in der Produktion und auch im Verkehr“.

Rund vier Prozent dürfte der Ausstoß im Vorjahr wieder zugenommen haben, schätzt das Amt in seiner Prognose – und rät wie sämtliche Experten dazu, die Emissionen langfristig zu reduzieren.

Politisch ist das als Ziel zwar unumstritten – 2040 soll Österreich netto keine klimaschädlichen Emissionen mehr ausstoßen, so will es die türkis-grüne Koalition –, aber der genaue Fahrplan in Form eines neuen Klimaschutzgesetzes samt eines schrumpfenden „CO2-Budgets“ für jedes kommende Jahr ist seit Jahren überfällig.

Klimaschutzgesetz soll dieses Jahr kommen

„Das muss dieses Jahr kommen“, sagt der grüne Umweltsprecher Lukas Hammer im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Klimatechnisch sei der Rückgang 2020 zwar positiv, „aber eine Pandemie ist keine erfolgreiche Klimapolitik“.

Neben dem Klimaschutzgesetz stehen heuer noch zwei weitere Gesetzesprojekte auf der türkis-grünen Agenda, die die Emissionen weiter senken sollen: Das Erneuerbare Wärme-Gesetz, das ein verbindliches bundesweites Ende für Gas- und Ölheizungen festschreiben sowie – Zuckerbrot und Peitsche – das Förderregime für den Umstieg auf Wärmepumpen, Pellets und andere nachhaltige Heizformen zementieren soll. Anderseits soll ein neues Energieeffizienzgesetz den Versuch wagen, den stetig wachsenden Stromverbrauch einzuschränken.

Ambitionierte Projekte seien das, sagt Hammer. Was die Koalition bisher erreicht habe – die neue Ökostromregelung EAG, die Aufstockung mehrerer Klimaförderungen oder die soeben beschlossene Steuerreform – hätte starke Lobbies gehabt; für Energieeffizienz oder Wärmeumstieg dagegen gäbe es weit weniger Unterstützung.